Wir ziehen um

Eine reine Koinzidenz: Im realen Leben ziehen wir (in dem Fall meine Familie und ich) demnächst um, und wir hier (Martin und ich) ziehen mit Plazeboalarm auch um.

Warum? Weil wir folgenden Spruch cool finden:

"Science is culture"

Zu finden sind wir ab sofort hier:

Unser neues zu Hause, ab sofort.

Auf Anfrage erklären wir auch unsere niederen Beweggründe.

Wir hoffen, Ihr bleibt bei uns.

Zusatz:
Es gibt natürlich die Möglichkeit unseren Blog dort auch separat zu abonnieren, oder eben so viele wie man will. Es gibt noch eine Menge guter anderer Blogs. Und wer weiß, was noch rein kommt.
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Licht an am Samstag um 8

Nur ein Gedanke: Die "mach-das-Licht-am-Samstag-um-8-für-fünf-Minuten-aus"-Aktion erinnert uns an andere Aktionen von kurzfristigem Erfolg, die lediglich den Zweck erfüllen, das Gewissen zu beruhigen:

Diäten.

Man hat ein Zeichen gesetzt, es ändert für einen Moment etwas und lenkt davon ab, dass man eigentlich den Lebensstil ändern müsste.

Wir machen am Samstag um 8 kein Licht aus (wie auch, wir sind gar nicht zu Hause, was dann natürlich auch wieder heißt, dass wir das Licht nicht an machen können, um es aus zu machen, um es dann aber tatsächlich an zu lassen, weil wir ja nichts davon halten ... Gar nicht so einfach mit dem Protest ...)

Warum wir darauf hinweisen? Na ja, wie heißt der aktuelle Werbe-Slogan der Zeitung, deren Namen wir nicht nennen wollen? Jede Wahrheit braucht einen Mutigen, der sie ausspricht ...

In diesem Sinne.
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Beim Essen endlich locker bleiben

Schlechtes Gewissen beim Essen? Das Regal voll von Ernährungsratgebern und Diätbestsellern? Im Zeitschriftenständer eine Frauenzeitschrift neben der anderen mit Titeln wie "Fettfrei in fünf Wochen"? Dann lesen Sie folgenden Lesetipp. Danach geht es Ihnen wieder besser.

"Eine Polemik" nennt man im Journalismus immer dann ein Stück, wenn man mal ein wenig über die Strenge, äh die Stränge, schlagen will; mal nicht so ganz sensibel jedes Für und Wider abwägen will, sondern in eine klare Richtung zielt, entweder dafür, oder dagegen, aber nie dazwischen, weil man es vielleicht mal satt ist nach all den Jahren des distanzierten HaJo Friedrichs'schen sich nicht gemein machen usw.

Wenn man also einfach mal schreiben will, was man über dies und jenes denkt, was man aber in anderer Form so nicht sagen kann.

So ein Ding hat SZ-Redakteur Werner Bartens (der mit dem Ärztehasser-Buch) über die Ernährungswissenschaft geschrieben. (Hier nur ein Link, der zur SZ Magazin-Seite führt. Dort unter: "Bewusst essen? Ach was!" weiter suchen. Irgendwie benutzen die eigenartige URLs, die sich nach dem verlinken in Luft auflösen.)

Und wenn man so wie wir ein paar Jahre im Gesundheitsjournalismus arbeitet (und Kollege Bartens noch so viel länger), dann muss man einfach mal sagen: Danke schön. Das tut gut. Endlich sagts mal einer.

Es möge sich jeder, der sich für dieses Thema interessiert zu Gemüte führen. Danach geht es einem besser.
"Heerscharen von Lebensmittelchemikern und Haushalts- und Ernährungswissenschaftlern, die sich an den Universitäten vornehm als Ökotrophologen bezeichnen, zerlegten unser Essen, bis es ungenießbar wurde. (...) Aus Essen wurden Nahrungsmittel, aus Nahrungsmitteln Eiweiße, Fette und Kohlenhydrate. (...) Doch das Essen wurde weiter zerlegt. Plötzlich wimmelte es auf dem Teller von Transfetten, Acrylamiden, Isoflavonoiden, Polysacchariden, Carotinoiden und Tausenden anderen, bedrohlich klingenden Substanzen, die auf -iden endeten. Die Wissenschaft hat unser Essen in seine molekularen Einzelheiten aufgespalten – und das ist uns nicht gut bekommen."
Hier der Kern seines Artikels, den wir fett unterstreichen:
Nachdem jahrelang versucht wurde, uns mit wissenschaftlichen Erkenntnissen den Appetit zu verderben, sollte die Ernährungsforschung endlich zugeben, dass sie kaum weiß, was gesund ist.
Der einzige Tipp, auf den sich letztlich alles reduzieren lässt, und den jede zusätzliche Seite an Ernährungstipps überflüssig macht lautete:
Tendenziell gilt: Es kann nicht schaden, sich nicht zu fett, nicht zu süß und nicht zu üppig zu ernähren – und mehr Grünzeug als tote Tiere zu essen.

Aber nicht einmal das ist richtig belegt, und auch diese Binsenweisheiten aus der Küche garantieren nicht automatisch ein langes, gesundes Leben.
Klar, denn es fehlt nur noch der Hinweis (der jetzt von uns kommt):
Und bitte noch ein bisschen bewegen.
Und damit ist das Thema ein für alle mal erledigt.

Liebe Ernährungsexperten: Nervt unsere lieben verunsicherten Mitmenschen nicht mehr mit Euren Tipps und Experten-Ratschlägen.

Die letzten zehn Ratschläge gibt Bartens dann noch selbst. (noch mal der Link zur SZ Magazin-Seite)

Wie sympathisch.

Eine Polemik kann so schön befreiend wirken.
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Megacoole Megameter

Bekanntlich dienen Fachworte Wissenschaftlern auch dazu, sich von uns Normalsterblichen klar abzusetzen, wenn nicht gar uns zu demütigen. Manchmal glaube ich auch, sie wollen uns durch ihre Fachworte, Abkürzungen und dergleichen bewusst vom Verständnis abhalten. Wie etwa jene Astronomen, die den Sonnendurchmesser jüngst neu bestimmten. Dieser sei ganze 0,3 Mm kleiner als bislang angenommen. Hhm. Mm? Wasndas? Jetzt musste ich an meine kleine Tochter denken. Die setzt gerade 2+2+2+2=8 zusammen. Für mich ist das fasznierend und ein Wunder zugleich, wie die Kleine sich den Zahlenraum bis 20 (Stoff der ersten Klasse hierzulande) erarbeitet. Doch nun kam ich dran: 1m (=ein Meter). Klar. 1 km (=ein Kilometer). Auch klar. 1Mm (=1 Megameter). Ok. Aber gehts auch noch komplizierter. Klar: 0,3 Mm. Grübelgrübel: 300 Kilometer. Na, sags doch gleich, Astronom.
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Liebe Mutter, rette deine Tochter

Wer verkaufen will, muss Bedarf und damit Nachfrage schaffen. Das ist sicher eine alte Wirtschafter-Weisheit.

Wie schafft man Nachfrage im Medikamentenbereich? Durch das Mittel der Furcht. Indem man zum Beispiel erzählt, eine Krankheit wächst zur Volkskrankheit heran usw., obwohl es gar keine gesicherten Zahlen gibt.

Das kennen wir schon.

Ein weiterer Trick kommt aus derselben Ecke. Beim Thema COPD ist uns der bereits begegnet.

Sieht so aus:

Es wird erzählt eine Krankheit XY sei die X-häufigste Todesursache (für X eine Zahl unter den Top 5).

Das schafft Bedeutung. Und Furcht.

Aktuelles Beispiel gefällig?

Gebärmutterhalskrebs. (Ja, Frau Joop, wir sorgen uns auch um unsere Töchter ...)

Da gibt es ja inzwischen den viel beworbenen Impfstoff mit Namen Gardasil von Sanofi Pasteur MSD (HPV-Impgung).

In den Infos dazu ("Liebe Mutter, dies zu wissen, kann das Leben Ihrer Tochter retten ...") heißt es zum Beispiel, Gebärmutterhalskrebs sei die zweithäufigste krebsbedingte Todesursache bei Frauen zwischen 15 und 44 Jahren.

Das aktuelle arznei-telegramm rückt das Bild in seiner aktuellen Ausgabe ein wenig zurecht:

1. Das Zervixkarzinom ist bei Frauen die zweithäufigste Krebsart - aber nur weltweit betrachtet. 80 Prozent der Erkrankungen treten in Entwicklungsländern auf. (Bei COPD wird derselbe Trick verwendet).

2. Bei den Krebssterbefällen lag der Gebärmutterhalskrebs in Deutschland an zwölfter Stelle (2002).

3. Über alles betrachtet: 2006 starben in Deutschland 7801 Frauen zwischen 15 und 45 Jahren. Davon 184 Frauen am Zervixkarzinom. Das sind 2,4 %.

4. Unter den häufigsten Todesursachen in dieser Altersgruppe belegt dieser Krebs Platz 9.

Klingt doch alles gar nicht mehr so schlimm, oder? (Sorgen macht man sich aber als Eltern natürlich trotzdem und der Pharmariese weiß das auch sehr gut zu nutzen.)

Also: Wie immer nachfragen auf was sich eine Zahl bezieht? (Sprechen Sie von Deutschland oder von der ganzen Welt? Wie viel ist das in Deutschland in dieser Altersklasse? usw.)

Mehr unabhängige Infos zum Thema HPV-Impfung gibts bei den hochgeschätzen Kollegen von Gute Pillen - Schlechte Pillen.
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Wie uns ein Aberglaube zum Weltmeister machte

Heute mal wieder ein klassischer "Besserwisser"-Beitrag ...

Wussten Sie schon, dass ein IrrAberglaube dazu führte, dass Deutschland Fußballweltmeister wurde, damals 1990 gegen Argentinien.

Der große Andreas Brehme erzählt noch mal wie es kam, dass er in der 85. Minute den entscheidenden Elfmeter schießen durfte:
"Mir war dann sofort klar, dass ich schießen musste. Es werden immer drei Schützen für ein Spiel festgelegt: Rudi Völler - aber der war ja gefoult worden, und derjenige sollte nie selbst schießen. Dann Lothar Matthäus - aber der fühlte sich nicht gut."
Es hätte auch Rudi Völler schießen können, denn wie wir inzwischen alle wissen, ist diese "Angst des Gefoulten vor dem Elfer" eigentlich unbegründet (zumindest im Profifußball).

In einer Untersuchung der Uni Halle-Wittenberg hatten Forscher 835 Elfmeter in der Bundesliga aus der Zeit '93 bis '05 untersucht. 102 führten die Gefoulten selbst durch.

Sie waren genau so erfolgreich wie die anderen Schützen: Die Gefoulten verwandelten in 73 Prozent, die anderen in 75 Prozent der Fälle. Statistisch betrachtet kein Unterschied.

Die Begründung dafür, warum Andreas Brehme den Elfer schießen sollte, beruhte also auf einem IrrAberglauben. Andererseits, was soll's. Analog zur Weisheit in der Medizin, dass der, der heilt, Recht hat, gilt im Fußball: Wer ihn reinmacht, der wird Weltmeister.

Und: Es schießt der, der sich gut fühlt. Und wer sich nur ein bisschen schlechter fühlt, weil er glaubt, dass der Gefoulte nicht schießen sollte, der lässt es dann auch besser - zumindest im Endspiel einer Fußballweltmeisterschaft.
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