Der Nobelpreisträger, der sich irrt?

Moment mal, Herr Nobelpreisträger.

Wie war das (eben im ZDF Heute Journal-Bericht zum Nobelpreis für Medizin)?
"Mensch und Maus sind sich zu 99,9 Prozent genetisch ähnlich", sagt Nobelpreisträger Mario Capecchi (zumindest wird er so aus dem off übersetzt).
Wir wollen uns ja nicht streiten, zumal an einen solchen Tag, und wer sind wir, dass wir einen frisch gekürten Nobelpreisträger kritisieren, aber Mensch und Schimpanse waren sich doch nur zu 98,x Prozent (bzw. 96 Prozent wie zuletzt herausgefunden) genetisch ähnlich (und wir wissen im Hintergrund, dass die ganzen Angaben nicht so ganz ernst zu nehmen sind, weil sie sich meist nur auf ein bestimmtes Gebiet im Genom beziehen.)

Hat sich der frisch gekürte Nobelpreisträger schlicht geirrt oder war der Interviewausschnitt einfach nur aus einem PR-Beitrag für die Knock-out-Mausforschung, oder war es einfach nur die Sektlaune?

Oder haben wir schlicht was übersehen, oder falsch verstanden, oder wurde der Satz aus dem Zusammenhang gerissen?

Mal schauen.

(hier in der ZDF-Mediathek, Beitrag zum Medizinnobelpreis, Aussage ab 02:10 min.)

Zusatz 1:
Es bewahrheitet sich die alte Weisheit: "Siehst Du eine Prozentzahl, muss die erste Frage lauten: xxx Prozent von was?"

Schauen Sie mal hier in einem Beitrag zu Entzifferung des Maus-Genoms aus dem Jahr 2002 in der BBC:
"The public draft of the mouse genetic code - published in Nature - covers about 95% of the genome.

It shows that about 80% of genes in mice and men are like for like.

But if one considers just the different classes of genes - mice have more genes involved in reproduction and smell, for example - then the similarity rises to 99%.
oder hier aus dem Nature News & Views Artikel aus 2002:
"Based on pairwise alignments of nearly 13,000 (out of about 28,000) orthologous gene pairs, the consortium found that the encoded proteins had a median amino-acid sequence identity of 78.5%. In comparison, orthologous mouse and rat proteins are, on average, 97% identical, and a sample of human and Caenorhabditis elegans (nematode) proteins had an average of 49% of their amino acids in common."
Vorher heißt es aber auch:
"The sequencing consortium estimates that it contains 27,000-30,500 protein-coding genes. Ninety-nine per cent of these genes have a sequence match in the human genome ..."
Und aus einem der damaligen Original-Artikel des Maus-Konsortiums in Nature heißt es:
"The proportion of mouse genes with a single identifiable orthologue in the human genome seems to be approximately 80%. The proportion of mouse genes without any homologue currently detectable in the human genome (and vice versa) seems to be less than 1%."
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