Warum die Apotheke kein Aldi ist

Wir hatten ja schon darauf verwiesen, dass Apotheker keine Ärzte sind. Deshalb erwarten wir auch nicht all zu viel, wenn es um die Einschätzung der Wirksamkeit freiverkäuflicher Arzneimittel u.a. geht. Zumindest zeigte das Beispiel, dass es damit nicht weit her ist (aber es gibt sicher auch andere Fälle).

Apotheker sind eben auch Kaufleute. Allerdings eher in einem System, das wenig von Markt getriebenen Preisen hält. Wer sich jemals wunderte, warum ein Mittel wie Aspirin in praktisch jeder Apotheke das gleiche kostet (z.B. 4,97 €), der erfährt bei Kollege Grill die Gründe dafür (über strappato).

Markus Grill nennt im letzten Absatz noch ein paar weitere Beispiele für Präparate, die bei praktisch allen Apothekern das gleiche kosten.

Wir weiten die Kampfzone noch ein wenig aus.

Das Magazin Gute Pillen - Schlechte Pillen präsentiert seit längerem regelmäßig Preisvergleiche der "unverbindlichen Preisempfehlungen" der Hersteller, aus denen man ersehen kann, dass Nachahmer-Präparate billiger sind als die Originale, und dass es dort durchaus deutliche Preisunterschiede bei Präparaten unterschiedlicher Hersteller gibt.

In einem Fall gab es aber ein echtes Preiserlebnis (leider nicht online): Certirizin (gegen Heuschnupfen).

Das Certirizin-Original Zyrtec sollte laut dem April-Heft 2006 37,80€ kosten, pro Dosis waren das 76 Cent.

Die Generika, also die nachgeahmten Präparate, waren zwar billiger, so wie es sein sollte. Nur etwas ist durchaus eigenartig. Schauen Sie mal:

Unverbindliche Preisempfehlung von zehn Generika-Herstellern pro Packung Certirizin zu 50 Tabletten á 10 mg:

Präparat A: 14,81€
Präparat B: 14,81€
Präparat C: 14,81€
Präparat D: 14,85€
Präparat E: 14,85€
Präparat F: 14,85€
Präparat G: 14,85€
Präparat H: 14,85€
Präparat I: 14,85€
Präparat J: 15,20€

Die Kosten pro Dosis laut GPSP umgerechnet: 30 Cent, egal welches Präparat Sie kaufen.

Spüren Sie den erbitterten Wind des Preiskampfes.

Wenn im Fall von Aspirin durch den Hersteller Einfluss genommen wurde, wie Grills Informationen nahe legen, stellt sich doch die Frage: Wie sieht das aus, wenn die gleichen Präparate zehn verschiedener Hersteller den gleichen unverbindlich empfohlenen Preis haben? Welche Marktkräfte wirken da?

Kann uns das mal jemand erklären? Vielleicht ein Apotheker oder ein Pharmavertriebsmensch? (Falls notwendig garantieren wir selbstverständlich Informantenschutz, aber es gibt sicher eine ganz einfache Erklärung dafür.)

Der bekannte Ausspruch: "Das Geschäft ist ja eine Apotheke." bekommt irgendwie einen ganz anderen Dreh, finden Sie nicht auch?
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martin_ | 23. Okt 2007, 14:18

Lokales Minimum

Vielleicht hat der Markt ja schon gewirkt, und wir blicken bei den 10 Herstellern auf das Resultat des *superharten* Preiskampfs.
FabianFuchs | 23. Okt 2007, 15:08

Ich hab das mal woanders beobachtet, bei Vitamin-D3-Salben:

Psorcutan (Intendis) 30 g 32,65 Euro
Daivonex (Leo) 30 g 32,65 Euro

Keine Absprache, natürlich ;-)

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