Gesüßte Limostudien, open access
Und warum ist es wichtig, dass die Forschung unabhängig ist (wie im Beitrag vorher als unabdingbar identifiziert)?
Weil Abhängigkeit Ergebnisse beeinflusst. Auch dafür gibt es einen schönen Spruch: "Wes Brot ich ess, des Lied ich sing." (Haben wir immer wieder darauf hingewiesen.)
Dass das nicht nur für medizinische Forschung gilt, sondern auch für andere Forschungszweige, ist klar, muss aber im Einzelfall immer wieder auch belegt werden – wie in dieser Woche für die Nahrungsmittelindustrie (eigentlich US, aber da das ja alles inzwischen globalisiert ist, nehmen wir die anderen gleich mit in Sippenhaft.)
In PLoS Medicine veröffentlichen US-Forscher eine Untersuchung, in der sie einen Bias (Bias, verdammt, was war das noch?) nachweisen in der Studien-Literatur über Softgetränke und deren Wirkungen (z.B. durch Zusätze wie Vitamine, Kalzium usw).
Was sollen wir lange reden, lest selbst wie wir das in der SZ zusammengefasst haben, (weil es nicht online ist, nachfolgend der Text der Meldung).
Die Originalstudie und der Kommentar:
Und hier unser Beitrag aus der SZ (Ressort Wissen, 12. September, S. 16), als unseren Beitrag zum Thema open access):
Gesüßte Limostudien
Forschung im Schatten der Nahrungsmittelindustrie
Einen Multivitaminsaft mit Kalzium kauft man doch doppelt so gerne, wenn eine wissenschaftliche Studie bestätigt, wie gesund er ist. Nahrungsmittelfirmen in den USA setzen immer häufiger auf die positive Aura der Wissenschaft, um die heilsame Wirkung ihrer Produkte zu betonen. Doch Verbraucher sollten aufpassen. Die von Firmen bezahlten Untersuchungen fallen auffallend häufig zugunsten des Geldgebers aus.
Dieses Muster fand ein amerikanisches Forscherteam um Lenard Lesser vom Children’s Hospital in Boston in wissenschaftlichen Studien über Fruchtsäfte, Cola, Limo oder Milch (PLoS Medicine, online). Kritiker werten dies als Hinweis darauf, dass Firmen die Wissenschaft dazu nutzen, um ihre Produkte mehr positiv als objektiv darzustellen.
Zu ermitteln, woher Forscher ihr Geld bekommen, ist gar nicht so einfach, wie Lesser und seine Kollegen feststellen mussten. Von 203 Beiträgen, die sie in der größten medizinischen Literaturdatenbank Medline für die Jahre 1999 bis 2003 aufspürten, war nur bei 111 der Finanzier angegeben. 24 dieser Studien wurden komplett von Firmen bezahlt, 52 Autoren erklärten, dass sie kein Geld von Firmen erhalten hätten. Der Rest wurde teilweise von der Wirtschaft finanziert.
„Die Chance, dass ein Artikel oder ein Forschungsergebnis zugunsten eines Getränks ausfällt, ist vier- bis achtmal höher, wenn die Autoren ihr Geld von einer Firma erhielten”, errechneten Lesser und seine Kollegen. Dieses Ungleichgewicht war besonders deutlich, wenn es sich um sogenannte Interventionsstudien handelte, bei denen die Wirkung eines Getränks an Testpersonen untersucht wurde. In allen 16 von Firmen gesponserten Untersuchungen hatten die Forscher nichts Negatives über die Produkte zu berichten. Stammte das Geld hingegen aus gemischten Töpfen oder war keine Firma beteiligt, gab es in sieben von 19 Studien auch klare Kritik am Produkt.
Martijn Katan von der Freien Universität Amsterdam warnt in einem Kommentar in PLoS Medicine zwar davor, Firmensponsoring generell zu verurteilen: Mithilfe von Unilever sei entdeckt worden, dass Transfette das Herz gefährden. Nestlé trug dazu bei herauszufinden, dass ungefilterter Kaffee das Cholesterin erhöhen kann.
Der Ernährungswissenschaftler weist aber auch darauf hin, dass es eine Menge Manipulationswege gebe, um eine positive Wertung zu erreichen: „Das geht von der Auswahl der untersuchten Effekte, über den Studienaufbau bis hin zur Auswahl der Ergebnisse.” Das von Lenard Lesser aufgespürte Muster sei ein Hinweis dafür, so Katan, dass nicht nur in der Medizin mit allen Tricks gearbeitet werde, um Produkte zu präsentieren, sondern auch in der Nahrungsmittelindustrie.
Weil Abhängigkeit Ergebnisse beeinflusst. Auch dafür gibt es einen schönen Spruch: "Wes Brot ich ess, des Lied ich sing." (Haben wir immer wieder darauf hingewiesen.)
Dass das nicht nur für medizinische Forschung gilt, sondern auch für andere Forschungszweige, ist klar, muss aber im Einzelfall immer wieder auch belegt werden – wie in dieser Woche für die Nahrungsmittelindustrie (eigentlich US, aber da das ja alles inzwischen globalisiert ist, nehmen wir die anderen gleich mit in Sippenhaft.)
In PLoS Medicine veröffentlichen US-Forscher eine Untersuchung, in der sie einen Bias (Bias, verdammt, was war das noch?) nachweisen in der Studien-Literatur über Softgetränke und deren Wirkungen (z.B. durch Zusätze wie Vitamine, Kalzium usw).
Was sollen wir lange reden, lest selbst wie wir das in der SZ zusammengefasst haben, (weil es nicht online ist, nachfolgend der Text der Meldung).
Die Originalstudie und der Kommentar:
Und hier unser Beitrag aus der SZ (Ressort Wissen, 12. September, S. 16), als unseren Beitrag zum Thema open access):
Gesüßte Limostudien
Forschung im Schatten der Nahrungsmittelindustrie
Einen Multivitaminsaft mit Kalzium kauft man doch doppelt so gerne, wenn eine wissenschaftliche Studie bestätigt, wie gesund er ist. Nahrungsmittelfirmen in den USA setzen immer häufiger auf die positive Aura der Wissenschaft, um die heilsame Wirkung ihrer Produkte zu betonen. Doch Verbraucher sollten aufpassen. Die von Firmen bezahlten Untersuchungen fallen auffallend häufig zugunsten des Geldgebers aus.
Dieses Muster fand ein amerikanisches Forscherteam um Lenard Lesser vom Children’s Hospital in Boston in wissenschaftlichen Studien über Fruchtsäfte, Cola, Limo oder Milch (PLoS Medicine, online). Kritiker werten dies als Hinweis darauf, dass Firmen die Wissenschaft dazu nutzen, um ihre Produkte mehr positiv als objektiv darzustellen.
Zu ermitteln, woher Forscher ihr Geld bekommen, ist gar nicht so einfach, wie Lesser und seine Kollegen feststellen mussten. Von 203 Beiträgen, die sie in der größten medizinischen Literaturdatenbank Medline für die Jahre 1999 bis 2003 aufspürten, war nur bei 111 der Finanzier angegeben. 24 dieser Studien wurden komplett von Firmen bezahlt, 52 Autoren erklärten, dass sie kein Geld von Firmen erhalten hätten. Der Rest wurde teilweise von der Wirtschaft finanziert.
„Die Chance, dass ein Artikel oder ein Forschungsergebnis zugunsten eines Getränks ausfällt, ist vier- bis achtmal höher, wenn die Autoren ihr Geld von einer Firma erhielten”, errechneten Lesser und seine Kollegen. Dieses Ungleichgewicht war besonders deutlich, wenn es sich um sogenannte Interventionsstudien handelte, bei denen die Wirkung eines Getränks an Testpersonen untersucht wurde. In allen 16 von Firmen gesponserten Untersuchungen hatten die Forscher nichts Negatives über die Produkte zu berichten. Stammte das Geld hingegen aus gemischten Töpfen oder war keine Firma beteiligt, gab es in sieben von 19 Studien auch klare Kritik am Produkt.
Martijn Katan von der Freien Universität Amsterdam warnt in einem Kommentar in PLoS Medicine zwar davor, Firmensponsoring generell zu verurteilen: Mithilfe von Unilever sei entdeckt worden, dass Transfette das Herz gefährden. Nestlé trug dazu bei herauszufinden, dass ungefilterter Kaffee das Cholesterin erhöhen kann.
Der Ernährungswissenschaftler weist aber auch darauf hin, dass es eine Menge Manipulationswege gebe, um eine positive Wertung zu erreichen: „Das geht von der Auswahl der untersuchten Effekte, über den Studienaufbau bis hin zur Auswahl der Ergebnisse.” Das von Lenard Lesser aufgespürte Muster sei ein Hinweis dafür, so Katan, dass nicht nur in der Medizin mit allen Tricks gearbeitet werde, um Produkte zu präsentieren, sondern auch in der Nahrungsmittelindustrie.
von marcus_ | 12. Jan 2007, 11:51 | Kommentieren | 0 Trackbacks
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