Medien
BILD-Leser wollen mehr Wissenschaft
Okay, für BILD sind natürlich die hier zuständig, aber da können wir uns nicht zurückhalten ...
Standen heute in der Redaktion. Seitenabnahme durch den Chef. Wartezeit, weil zwei Seiten vorher dran waren. Blick auf die nebendran liegenden Zeitungen. Wir lesen folgende Überschrift:
Mehr Wissenschaft für so viele Millionen Menschen.
Nur.
Wollen wir das wirklich?
Wollen wir das wirklich, obwohl wir doch wissen, wie Wissenschaftsthemen in der BILD abgehandelt werden?
Nämlich
so
und
so
und
so
und
so
und
so
und
so
und
so
und
so
und
so
und
so
und
so
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und
so
und
...
brrrrr ...
Natürlich Dank an die hier.
Standen heute in der Redaktion. Seitenabnahme durch den Chef. Wartezeit, weil zwei Seiten vorher dran waren. Blick auf die nebendran liegenden Zeitungen. Wir lesen folgende Überschrift:
Das empfiehlt der BILD-Leser-BeiratAls zweite Empfehlung steht da doch:
"BILD soll mehr Wissenschafts- und Zukunftsthemen behandeln."Das freut uns, dass der Beirat das so sieht.
Mehr Wissenschaft für so viele Millionen Menschen.
Nur.
Wollen wir das wirklich?
Wollen wir das wirklich, obwohl wir doch wissen, wie Wissenschaftsthemen in der BILD abgehandelt werden?
Nämlich
so
und
so
und
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Natürlich Dank an die hier.
von marcus_ | 31. Okt 2007, 22:08 | Kommentieren | 0 Trackbacks
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Der Rsnmgnt(o)wdrstnd oder wie heißt der Effekt?
Okay, wir sind Nobelpreisträger, nur wo mit genau eigentlich? Während in der Chemie mehr eine Lebensgesamtleistung gekrönt wurde, gab es in Physik den Preis für die Entdeckung eines Effekts.
Nur welchen Effekts genau? Exakt hier tauchen wir in ein Problem ein, dass es gibt, seit Deutsch keine Wissenschaftssprache mehr ist.
Das dies schon lange nicht mehr so ist, ist besonders bedauerlich für deutschsprachige Wissenschaftsjournalisten, so wie uns und alle unsere Kollegen, die jetzt ständig damit konfrontiert werden, Effekte, die in der aktuellen Wissenschaftssprache Englisch benannt werden, ins Deutsche zu übersetzen.
Wie also heißt der Effekt, denn die Nobelpreisträger Grünberg und Fert entdeckt haben:
Der Giant Magntoresistance Effect, kurz GMR effect.
Genau. Und auf deutsch? Wir konnten es nicht genau sagen und haben mal bei den Kollegen nachgesehen, wie die das Problem lösten - mit einem etwas verwirrenden Ergebnis.
Schauen Sie mal im Folgenden (und achten Sie insbesondere auf die Verteilung der Bindestriche und die Verwendung des Buchstaben o):
Focus.de: Riesenmagnet-Effekt
stern.de: Riesenmagneto-Widerstand oder Riesenmagnetowiderstand (dpa)
Spiegel Online: Riesenmagnto-Widerstandseffekt
sueddeutsche.de: Riesenmagnetwiderstand, aber gerne auch GMR-Effekt.
faz.net: Riesenmagnetwiderstand, aber auch Riesenmagnet-Widerstand.
Zeit.de: Riesenmagnet-Widerstand, aber auch GMR-Effekt
Standard.at: Riesen-Magnetowiderstand (GMR-Effekt)
NZZ online: Riesen-Magneto-Widerstander (wobei uns nicht klar ist, ob das 'er' am 'Widerstand' ein Fehler ist oder gewollt.)
Bild.de: Riesenmagnetowiderstand
ARD.de (BR): Riesen-Magnet-Widerstand, aber auch Riesenmagneto-Widerstand
ARD.de (WDR): Riesenmagneto-Widerstandseffekt
ZDF.de (heute): Riesenmagnetowiderstand
Wikipedia: GMR-Effekt (dt. Riesen-Magnetowiderstand)
Tja, schwierig, wir wussten es auch nicht und hofften auf Hilfe aus einem Fachbuch. Zufällig haben wir Zugriff auf einen unterarmdicken Sammelband des 30. Ferienkurses des Instituts für Festkörperforschung 1999, Magnetische Schichtsysteme, der am FZ Jülich vom 1. bis 12. März durchgeführt wurde, also praktisch an der Geburtsstätte (zumindest der deutschen Entdeckung). Selbst Nobelpreisträger Fert und natürlich Herr Grünberg hatte daran teilgenommen.
Also sozusagen eine Premiumquelle.
Und wie heißt es dort? Zum Beispiel im Beitrag von einem Herrn Mertig von der TU Dresden.
Titel: Theorie des Magnetowiderstandes
Kapitel: Giant MagnetoResistance.
Im Beitrag von Herrn Grünberg selbst taucht das Wort nicht ein einziges Mal auf (Klar, er hatte ihn ja schon 1986 entdeckt, man forscht ja weiter.)
Und der letzte Test: Die Website des FZ-Jülich.
In der Pressemitteilung: Riesenmagnetowiderstands - oder GMR-Effekt.
Auf der Mitarbeiterliste (Herr Grünberg hat, weil emiritiert, keine eigene Homepage wie aktuelle Mitarbeiter): Riesenmagnetowiderstand
Fazit: Es ist nicht leicht oder Deutsch wäre besser mal Wissenschaftssprache geblieben.
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Nur welchen Effekts genau? Exakt hier tauchen wir in ein Problem ein, dass es gibt, seit Deutsch keine Wissenschaftssprache mehr ist.
Das dies schon lange nicht mehr so ist, ist besonders bedauerlich für deutschsprachige Wissenschaftsjournalisten, so wie uns und alle unsere Kollegen, die jetzt ständig damit konfrontiert werden, Effekte, die in der aktuellen Wissenschaftssprache Englisch benannt werden, ins Deutsche zu übersetzen.
Wie also heißt der Effekt, denn die Nobelpreisträger Grünberg und Fert entdeckt haben:
Der Giant Magntoresistance Effect, kurz GMR effect.
Genau. Und auf deutsch? Wir konnten es nicht genau sagen und haben mal bei den Kollegen nachgesehen, wie die das Problem lösten - mit einem etwas verwirrenden Ergebnis.
Schauen Sie mal im Folgenden (und achten Sie insbesondere auf die Verteilung der Bindestriche und die Verwendung des Buchstaben o):
Focus.de: Riesenmagnet-Effekt
stern.de: Riesenmagneto-Widerstand oder Riesenmagnetowiderstand (dpa)
Spiegel Online: Riesenmagnto-Widerstandseffekt
sueddeutsche.de: Riesenmagnetwiderstand, aber gerne auch GMR-Effekt.
faz.net: Riesenmagnetwiderstand, aber auch Riesenmagnet-Widerstand.
Zeit.de: Riesenmagnet-Widerstand, aber auch GMR-Effekt
Standard.at: Riesen-Magnetowiderstand (GMR-Effekt)
NZZ online: Riesen-Magneto-Widerstander (wobei uns nicht klar ist, ob das 'er' am 'Widerstand' ein Fehler ist oder gewollt.)
Bild.de: Riesenmagnetowiderstand
ARD.de (BR): Riesen-Magnet-Widerstand, aber auch Riesenmagneto-Widerstand
ARD.de (WDR): Riesenmagneto-Widerstandseffekt
ZDF.de (heute): Riesenmagnetowiderstand
Wikipedia: GMR-Effekt (dt. Riesen-Magnetowiderstand)
Tja, schwierig, wir wussten es auch nicht und hofften auf Hilfe aus einem Fachbuch. Zufällig haben wir Zugriff auf einen unterarmdicken Sammelband des 30. Ferienkurses des Instituts für Festkörperforschung 1999, Magnetische Schichtsysteme, der am FZ Jülich vom 1. bis 12. März durchgeführt wurde, also praktisch an der Geburtsstätte (zumindest der deutschen Entdeckung). Selbst Nobelpreisträger Fert und natürlich Herr Grünberg hatte daran teilgenommen.
Also sozusagen eine Premiumquelle.
Und wie heißt es dort? Zum Beispiel im Beitrag von einem Herrn Mertig von der TU Dresden.
Titel: Theorie des Magnetowiderstandes
Kapitel: Giant MagnetoResistance.
"Abschließend möchten wir noch den SUPERMAGNETWIDERSTAND (...) diskutieren ..."In einem anderen Beitrag von Forschern aus Bielefeld heißt es: Riesenmagnetowiderstand.
Im Beitrag von Herrn Grünberg selbst taucht das Wort nicht ein einziges Mal auf (Klar, er hatte ihn ja schon 1986 entdeckt, man forscht ja weiter.)
Und der letzte Test: Die Website des FZ-Jülich.
In der Pressemitteilung: Riesenmagnetowiderstands - oder GMR-Effekt.
Auf der Mitarbeiterliste (Herr Grünberg hat, weil emiritiert, keine eigene Homepage wie aktuelle Mitarbeiter): Riesenmagnetowiderstand
Fazit: Es ist nicht leicht oder Deutsch wäre besser mal Wissenschaftssprache geblieben.
Das Kreuz mit der Forscherherkunft
Nach den Verwirrungen um die Bezeichnung des Staates Birma.Burma.Myanmar kurz der Hinweis auf ein ebenso verwirrendes Problem mit der Herkunft der diesjährigen Nobelpreisträger.
Medienjournalist Stefan Niggemeier hat das auf seiner Seite in gewohnt minutiöser Art für den heutigen Tag dokumentiert.
Und die Nobelpreis-Woche hat erst angefangen.
Tipp: Mal auf der Nobelseite nachschauen (Klugscheißerspruch, wissen wir, denn die Seite muss natürlich erreichbar sein, was sie genau dann nicht ist, wenn man sie mal besucht, wegen Überlastung).
Aber wahrscheinlich kennen das alle: Der Kampf um die genaue Orts- und Herkunftsbezeichnung. Klassischer Fall: Eine Studie, drei Autoren, von drei Unis, aus zwei Ländern.
Die Floskel "US-Foscher fanden heraus ..." zeigt dann höchstens, dass der Beitragsschreiber keinen Blick ins Paper geworfen hat.
Frohes Schaffen.
Medienjournalist Stefan Niggemeier hat das auf seiner Seite in gewohnt minutiöser Art für den heutigen Tag dokumentiert.
Und die Nobelpreis-Woche hat erst angefangen.
Tipp: Mal auf der Nobelseite nachschauen (Klugscheißerspruch, wissen wir, denn die Seite muss natürlich erreichbar sein, was sie genau dann nicht ist, wenn man sie mal besucht, wegen Überlastung).
Aber wahrscheinlich kennen das alle: Der Kampf um die genaue Orts- und Herkunftsbezeichnung. Klassischer Fall: Eine Studie, drei Autoren, von drei Unis, aus zwei Ländern.
Die Floskel "US-Foscher fanden heraus ..." zeigt dann höchstens, dass der Beitragsschreiber keinen Blick ins Paper geworfen hat.
Frohes Schaffen.
von marcus_ | 8. Okt 2007, 20:48 | Kommentieren | 0 Trackbacks
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为亚洲提供与众不同的研究新闻传播服务
Zwischendurch ein Hinweis für all die Kollegen, die uns lesen.
Der Pressemitteilungsserver idw weist heute darauf hin, dass es ein asiatisches Pendant gibt (das es offenbar seit 2005 gibt): ResearchSEA. In diesem Fall auf Englisch.
Damit haben wir jetzt neben dem deutschen Pressemitteilungsserver idw, dem europäischen Alpha Galileo und dem amerikanischen EurekAlert noch eine weitere Basis für Pressemitteilungen aus dem Welt der Wissenschaft.
Ob´s ein Embargo-System gibt, haben wir auf die Schnelle noch nicht rausfinden können, Journalisten können sich zumindest gesondert akkreditieren. Es gibt auch einen Expertensuchservice.
Schaut´s Euch an.
Und immer dran denken: Es sind nur Pressemitteilungen.
Der Pressemitteilungsserver idw weist heute darauf hin, dass es ein asiatisches Pendant gibt (das es offenbar seit 2005 gibt): ResearchSEA. In diesem Fall auf Englisch.
Damit haben wir jetzt neben dem deutschen Pressemitteilungsserver idw, dem europäischen Alpha Galileo und dem amerikanischen EurekAlert noch eine weitere Basis für Pressemitteilungen aus dem Welt der Wissenschaft.
Ob´s ein Embargo-System gibt, haben wir auf die Schnelle noch nicht rausfinden können, Journalisten können sich zumindest gesondert akkreditieren. Es gibt auch einen Expertensuchservice.
Schaut´s Euch an.
Und immer dran denken: Es sind nur Pressemitteilungen.
von marcus_ | 1. Okt 2007, 18:29 | Kommentieren | 0 Trackbacks
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GMX Gesundheit: Redaktionell oder werblich?
Mal eine Frage (manche werden Sie rhetorisch nennen):
Gilt für die Webportale der E-Mail-Provider eigentlich auch das journalistische Gebot, wonach redaktionelle Inhalte und werbliche Inhalte klar von einander getrennt sein sollen (müssen)?
Offenbar nicht. Anders können wir uns das gar nicht erklären, dass wir auf dem Themenportal (Nachrichtenportal) von gmx.de zu unserer Überraschung immer wieder zwischen all den Meldungen auf nicht gekennzeichnete werbliche Inhalte stoßen. Wir von Plazeboalarm.de haben uns natürlich nur den Gesundheitskanal angesehen.
Und wir waren durchaus überrascht, als wir mitten in einem Quiz zum Thema "Rauchen" (Teaser: Macht Rauchen wirklich impotent? Kann Nikotin wirklich töten? Testen Sie sich im Qualm-Quiz) neben Wissensfragen wie dieser ... :
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... auch nach einer neuen Nichtraucherpille gefragt wurden:
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Eigenartig. (Offenbar doch keine Werbung, siehe Nachtrag 3, unten)
Uns wunderte auch Folgendes: In der Themenübersicht taucht ein Hinweis auf einen Artikel auf zum unangenehmen Thema Inkontinenz. Schon im Teaser wird auf Hilfe aus der Apotheke verwiesen, sogar mit dem Zeichen, dass darauf hinweist, dass es sich um einen registrierten Produktnamen handelt. (Siehe im Bild rechts).
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Wer dem Verweis folgt, der landet auf einem Artikel (der aussieht wie die redaktionellen Artikel von Agenturen wie der dpa) über Inkontinenz und Reizblase, gegen die aber zum Glück ein Kraut gewachsen ist. Im Text heißt es ganz beiläufig aber schön gefettet, damit man es auch deutlich sieht:
Wenn man wissen will, von wem der Text stammt, muss man in das "Anbieter-Impressum" ganz links unten schauen: Der Link bringt einen auf die Webseite des Herstellers von Urol, der Pharmafirma Apogepha Arzneimittel GmbH in Dresden.
Ist doch nett: da weiß man wenigstens, wo es herkommt.
Da brauch man auch keinen Hinweis, dass das alles kein journalistisches, sondern ein werbliches Angebot ist, bei man nicht erwarten kann, dass die Informationen ausgewogen und vor allem unabhängig sind.
Oder reicht da schon der Hinweis rechts oben auf der Seite, dass es sich um ein Angebot von Urol (lux forte, flux Brause, pros) handelt?
Vielleicht sollten wir einfach mal nachfragen? Und wie sieht das bei web.de aus, der United Internet-Schwester von gmx?
Der Themenchannel sieht genauso aus. Eine bunte Mischung aus Gesundheitsartikeln verschiedenster Anbieter wie Nachrichtenagenturen (z.B. AFP, dpa u.a.) und werblichen Angeboten, die aber nicht als solche gekennzeichnet sind (wie der Rauchertest: "Macht Rauchen wirklich impotent?).
Aber unter uns: Wer informiert sich schon auf solchen Seiten?
Nachtrag 1
So hört sich das bei United Media an, wenn Kunden überzeugt werden sollen, Werbung innerhalb der Themenchannels zu platzieren:
Nachtrag 2:
In der Preisliste für Werbekunden heißt das übrigens:
Nachtrag 3:
Kommando zurück, zumindest was den werblichen Charakter der Quizspiele angeht. Wir haben uns noch ein paar andere Quizspiele auf der GMX-Seite angesehen. Zumindest im Quiz über Schnupfen und über Verhütung stießen wir nicht auf Produktnamen. Im Schnupfen gab es zwar die Frage, was als pflanzliches Antibiotikum bezeichnet werde (Umkulabao), aber das kann auch Zufall sein.
Oder arbeiten die subtiler als uns bewusst ist?
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Gilt für die Webportale der E-Mail-Provider eigentlich auch das journalistische Gebot, wonach redaktionelle Inhalte und werbliche Inhalte klar von einander getrennt sein sollen (müssen)?
Offenbar nicht. Anders können wir uns das gar nicht erklären, dass wir auf dem Themenportal (Nachrichtenportal) von gmx.de zu unserer Überraschung immer wieder zwischen all den Meldungen auf nicht gekennzeichnete werbliche Inhalte stoßen. Wir von Plazeboalarm.de haben uns natürlich nur den Gesundheitskanal angesehen.
Und wir waren durchaus überrascht, als wir mitten in einem Quiz zum Thema "Rauchen" (Teaser: Macht Rauchen wirklich impotent? Kann Nikotin wirklich töten? Testen Sie sich im Qualm-Quiz) neben Wissensfragen wie dieser ... :
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... auch nach einer neuen Nichtraucherpille gefragt wurden:
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Eigenartig. (Offenbar doch keine Werbung, siehe Nachtrag 3, unten)
Uns wunderte auch Folgendes: In der Themenübersicht taucht ein Hinweis auf einen Artikel auf zum unangenehmen Thema Inkontinenz. Schon im Teaser wird auf Hilfe aus der Apotheke verwiesen, sogar mit dem Zeichen, dass darauf hinweist, dass es sich um einen registrierten Produktnamen handelt. (Siehe im Bild rechts).
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Wer dem Verweis folgt, der landet auf einem Artikel (der aussieht wie die redaktionellen Artikel von Agenturen wie der dpa) über Inkontinenz und Reizblase, gegen die aber zum Glück ein Kraut gewachsen ist. Im Text heißt es ganz beiläufig aber schön gefettet, damit man es auch deutlich sieht:
"... Die akuten Beschwerden lassen sich oft am besten mit dem Extrakt aus Goldrutenkraut z.B. Urol flux in den Griff bekommen ..."(Fettung wie im Original, es fehlt das Sonderzeichen für registrierte Produktnamen, das wir hier irgendwie nicht einbauen können).
Wenn man wissen will, von wem der Text stammt, muss man in das "Anbieter-Impressum" ganz links unten schauen: Der Link bringt einen auf die Webseite des Herstellers von Urol, der Pharmafirma Apogepha Arzneimittel GmbH in Dresden.
Ist doch nett: da weiß man wenigstens, wo es herkommt.
Da brauch man auch keinen Hinweis, dass das alles kein journalistisches, sondern ein werbliches Angebot ist, bei man nicht erwarten kann, dass die Informationen ausgewogen und vor allem unabhängig sind.
Oder reicht da schon der Hinweis rechts oben auf der Seite, dass es sich um ein Angebot von Urol (lux forte, flux Brause, pros) handelt?
Vielleicht sollten wir einfach mal nachfragen? Und wie sieht das bei web.de aus, der United Internet-Schwester von gmx?
Der Themenchannel sieht genauso aus. Eine bunte Mischung aus Gesundheitsartikeln verschiedenster Anbieter wie Nachrichtenagenturen (z.B. AFP, dpa u.a.) und werblichen Angeboten, die aber nicht als solche gekennzeichnet sind (wie der Rauchertest: "Macht Rauchen wirklich impotent?).
Aber unter uns: Wer informiert sich schon auf solchen Seiten?
Nachtrag 1
So hört sich das bei United Media an, wenn Kunden überzeugt werden sollen, Werbung innerhalb der Themenchannels zu platzieren:
"Durch integrative Werbeformen lassen sich Ihre Werbebotschaften in beliebiger Informationstiefe besonders nachhaltig und mit hoher Akzeptanz präsentieren. Nutzen Sie die Vielzahl unserer redaktionellen Umfelder für die zielgenaue Kundenansprache."Clever verpackt" gefällt uns natürlich besonders gut ...
Clever "verpackt" liefern Integrationen die Überzeugungskraft und Glaubwürdigkeit informativer Beiträge. Ihre Werbung wird dabei so präsentiert, dass der Konsument sie gerne liest und sich mit den Inhalten beschäftigt - im Kern aber steckt das Hard Selling!"
Nachtrag 2:
In der Preisliste für Werbekunden heißt das übrigens:
"Advertorials und Text-ModuleDer Gesundheitschannel fällt bei gmx und web.de in die Preisklasse 2 (gemeinsam mit 'Auto'): 19.000 Euro/Monat.
Überzeugungskraft und Glaubwürdigkeit - werbliche Integrationen mit Informationstiefe satt."
Nachtrag 3:
Kommando zurück, zumindest was den werblichen Charakter der Quizspiele angeht. Wir haben uns noch ein paar andere Quizspiele auf der GMX-Seite angesehen. Zumindest im Quiz über Schnupfen und über Verhütung stießen wir nicht auf Produktnamen. Im Schnupfen gab es zwar die Frage, was als pflanzliches Antibiotikum bezeichnet werde (Umkulabao), aber das kann auch Zufall sein.
Oder arbeiten die subtiler als uns bewusst ist?
Kritischer Oralsex
Warum gefällt uns wohl diese Version der "Oralsex macht Mundkrebs"-Geschichte (natürlich aus rein professionell-journalistischer Sicht) besser, als diese.
Die Titel verraten schon viel, oder?:
Wie Oralsex zur Todesgefahr aufgebauscht wird
heißt es bei dem einen.
Oralsex unter Krebsverdacht
beim anderen.
Ein schönes Beispiel für uns alle aus der Zunft, wie unterschiedlich Geschichten ausfallen können. Gründe gibt´s dafür natürlich so viele wie Sterne am Nachthimmel.
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Die Titel verraten schon viel, oder?:
Wie Oralsex zur Todesgefahr aufgebauscht wird
heißt es bei dem einen.
Oralsex unter Krebsverdacht
beim anderen.
Ein schönes Beispiel für uns alle aus der Zunft, wie unterschiedlich Geschichten ausfallen können. Gründe gibt´s dafür natürlich so viele wie Sterne am Nachthimmel.
RKI fasst sich an die dicke Nase
Pikanter Nachtrag zur "Die Deutschen sind die dicksten in der EU"-Debatte.
(Das Folgende entbehrt nicht einer gewissen Komik, und zeigt zugleich, dass man sich auf Pollmer, boocompanys hockeystick und strappato verlassen kann in ihrem Urteil.)
Das Robert-Koch-Institut (RKI) merkt ein wenig verstohlen an (leider nur auf die Hauptseite zu verlinken), dass es fraglich ist:
Während in einigen Ländern das Gewicht gewogen wurde, stammen die RKI-Zahlen aus Telefonumfragen.
Eine gewissen Ironie entbehrt nicht der Hinweis des Mitarbeiters der International Association for the Study of Obesity (IASO), die die den Ländervergleich in Umlauf gebracht hatte: Auf diese Unterschiede habe man hingewiesen. Und:
"Wir behaupten nicht, dass die einzelnen Werte exakt miteinander vergleichbar sind. Wir listen die verfügbaren Zahlen der Länder auf, um das Übergewichts-Problem in Europa zu veranschaulichen.”
Selbsterkenntnis des RKI-Mannes Mensink:
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(Das Folgende entbehrt nicht einer gewissen Komik, und zeigt zugleich, dass man sich auf Pollmer, boocompanys hockeystick und strappato verlassen kann in ihrem Urteil.)
Das Robert-Koch-Institut (RKI) merkt ein wenig verstohlen an (leider nur auf die Hauptseite zu verlinken), dass es fraglich ist:
"... ob die Daten, die in den EU-Mitgliedstaaten getrennt und zum Teil mit unterschiedlichen Methoden und in unterschiedlichen Jahren erhoben wurden, überhaupt vergleichbar sind und sich in einer Rangliste darstellen lassen. ..."Einer der Kritikpunkte beschreibt Martin Kotynek-Friedl heute in der SZ (Zusatz: bitte auch den Kommentar von hockeystick beachten). Der RKI-Epidemiologe Gert Mensink fasst sich an die eigene Nase:
"Einer seiner (Mensinks) Kritikpunkte ist, dass in Deutschland nur Personen über 24 Jahren berücksichtigt wurden. Viele der Übergewichtsstudien aus anderen Ländern, die mit den Daten aus Deutschland verglichen wurden, beziehen dagegen auch junge Erwachsene zwischen 18 und 24 Jahren ein. Da diese Altersgruppe weniger häufig übergewichtig sei als ältere Menschen, werde das Übergewicht in Deutschland tendenziell überschätzt, wenn man sie einfach ausklammert, sagt Gert Mensink."Außerdem stammten die Länderdaten aus unterschiedlichen Jahren: Dänemarks Zahlen etwa aus 1992, die der Franzosen aus 2006.
Während in einigen Ländern das Gewicht gewogen wurde, stammen die RKI-Zahlen aus Telefonumfragen.
Eine gewissen Ironie entbehrt nicht der Hinweis des Mitarbeiters der International Association for the Study of Obesity (IASO), die die den Ländervergleich in Umlauf gebracht hatte: Auf diese Unterschiede habe man hingewiesen. Und:
"Wir behaupten nicht, dass die einzelnen Werte exakt miteinander vergleichbar sind. Wir listen die verfügbaren Zahlen der Länder auf, um das Übergewichts-Problem in Europa zu veranschaulichen.”
Selbsterkenntnis des RKI-Mannes Mensink:
"Im Nachhinein gesehen war es wohl ungeschickt, die Daten in unserem Gesundheitsbericht zu veröffentlichen, ohne sie ausreichend einzuordnen und zu kommentieren."
Wissen wirbt
Apropos Werbung mit Wissenschaft. Da möchten wir gerade die Gelegenheit nutzen und auf einen unserer Geld-verdien-Artikel verweisen. Kürzlich erschienen, aber leider nicht online, deshalb ein Verweis auf eine unserer Homepages.
Sind übrigens einige Erkenntnisse aus diesem Blog mit eingeflossen.
Ihr werdet Werbung mit anderen Augen sehen, wenn Ihr´s nicht eh schon gemacht habt.
Sind übrigens einige Erkenntnisse aus diesem Blog mit eingeflossen.
Ihr werdet Werbung mit anderen Augen sehen, wenn Ihr´s nicht eh schon gemacht habt.
von marcus_ | 9. Mär 2007, 12:34 | Kommentieren | 0 Trackbacks
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BILD-Beweis: Sternzeichen mit Darmproblem
Apropos bullshit ...
Zum Thema Wissenschaft in der BILD-Zeitung halten wir uns ja völlig zurück. Die Jungs und Mädels vom Bildblog (gehabt Euch wohl) machen das in einem Aufwasch gleich mit.
Einen besonders schönen Fall hatten die BILD-Beobachter gerade an diesem Wochenende. Den finden wir so köstlich, dass wir darauf verweisen möchten, damit ihn auch alle die mitbekommen, die entweder keine BILD lesen oder bildblog.de selten frequentieren.
Nur kurz: Wissenschaftler hatten zeigen wollen, dass man, wenn man nur lange genug sucht oder einfach zu unspezifisch fragt, immer einen irgendwie gearteten statistischen Zusammenhang finden kann. Zum Beispiel den, zwischen einem Sternzeichen und einer Krankheit. Ein Zusammenhang, der nicht wirklich existiert, wie die Wissenschaftler um Peter Austin später nachwiesen, den die BILD-Zeitung aber (offenbar völlig missverstanden) zum Aufmacher hochjuxte:
SO WIRKEN DIE STERNE AUF IHRE GESUNDHEIT
Wie die ganze Geschichte ablief und ausging, findet der geneigte Leser hier.
Und wie Wissenschaftler Peter Austin auf das ganze reagierte, folgt dann hier.
Bildblog, wir könnten Euch knutschen.
Nachtrag:
Zum abstract der Studie geht´s hier. Da fällt dann auch auf, dass das Paper schon im Juli 2006 online veröffentlicht war. Aus der (Motten-)Kiste wurde die ganze Sache geholt, weil Austin auf der AAAS einen Vortrag zum Thema hielt.
Auch ein Lehrstück dafür, warum manche Geschichten zu einem bestimmten Zeitpunkt in den Medien erscheinen.
Zusatz:
Vielleicht sollte BILD den Scienceticker als Wissenschaftsnachrichtendienst abonnieren (und bezahlen) ...
Zusatz 2
Unsere Beiträge zum Thema Astrologie und Sternzeichen ...
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Zum Thema Wissenschaft in der BILD-Zeitung halten wir uns ja völlig zurück. Die Jungs und Mädels vom Bildblog (gehabt Euch wohl) machen das in einem Aufwasch gleich mit.
Einen besonders schönen Fall hatten die BILD-Beobachter gerade an diesem Wochenende. Den finden wir so köstlich, dass wir darauf verweisen möchten, damit ihn auch alle die mitbekommen, die entweder keine BILD lesen oder bildblog.de selten frequentieren.
Nur kurz: Wissenschaftler hatten zeigen wollen, dass man, wenn man nur lange genug sucht oder einfach zu unspezifisch fragt, immer einen irgendwie gearteten statistischen Zusammenhang finden kann. Zum Beispiel den, zwischen einem Sternzeichen und einer Krankheit. Ein Zusammenhang, der nicht wirklich existiert, wie die Wissenschaftler um Peter Austin später nachwiesen, den die BILD-Zeitung aber (offenbar völlig missverstanden) zum Aufmacher hochjuxte:
SO WIRKEN DIE STERNE AUF IHRE GESUNDHEIT
Wie die ganze Geschichte ablief und ausging, findet der geneigte Leser hier.
Und wie Wissenschaftler Peter Austin auf das ganze reagierte, folgt dann hier.
Bildblog, wir könnten Euch knutschen.
Nachtrag:
Zum abstract der Studie geht´s hier. Da fällt dann auch auf, dass das Paper schon im Juli 2006 online veröffentlicht war. Aus der (Motten-)Kiste wurde die ganze Sache geholt, weil Austin auf der AAAS einen Vortrag zum Thema hielt.
Auch ein Lehrstück dafür, warum manche Geschichten zu einem bestimmten Zeitpunkt in den Medien erscheinen.
Zusatz:
Vielleicht sollte BILD den Scienceticker als Wissenschaftsnachrichtendienst abonnieren (und bezahlen) ...
Zusatz 2
Unsere Beiträge zum Thema Astrologie und Sternzeichen ...