Passivraucher sterben nicht an BSE
Passivrauchen tötet Menschen. Seit gestern wissen wir es auch ganz genau: Rund 3300 Nichtraucher sterben jährlich in Deutschland, weil sie den Rauch der Glimmstängel einatmen (müssen).
Forscher der Unis Münster und Heidelberg haben das laut einer Pressemitteilung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) errechnet (es wurde auch gerne darüber berichtet z. B. hier und hier).
Um dem Laien (und den Medienvertretern) eine Einschätzung zu geben, wie gefährlich Passivrauchen ist, griffen sie zu folgendem Vergleich:
Ist BSE nicht die Rinderseuche? Sollte wahrscheinlich Creutzfeld-Jakob heißen, oder? Und SARS, ist da jemand in Deutschland dran verstorben? Wie viele waren das noch? Kommt, Leute!
Anfrage an die Pressesprecherin des DKFZ, Frau Rautenstrauch, ob es sich dabei um einen Fehler handelt? Prompte Antwort:
Okay. Jetzt haben wir´s.
Na, sie haben wenigstens drüber diskutiert.
Nachtrag:
(Manchmal braucht man ja ein bisschen Zeit, bis man ein Problem wirklich durchdrungen hat.)
Der Punkt ist eigentlich, dass Wissenschaftler uns Journalisten häufig vorwerfen, wir würden Zusammenhänge zu verkürzt darstellen.
Das gelingt offenbar auch Wissenschaftlern hin und wieder …
Nachtrag 2:
Das findet sich übrigens nicht nur in der Pressemitteilung, sondern auch in der eigentlichen Publikation (pdf). Erklärt wird es dort auch nicht.
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Forscher der Unis Münster und Heidelberg haben das laut einer Pressemitteilung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) errechnet (es wurde auch gerne darüber berichtet z. B. hier und hier).
Um dem Laien (und den Medienvertretern) eine Einschätzung zu geben, wie gefährlich Passivrauchen ist, griffen sie zu folgendem Vergleich:
"An den Folgen des Passivrauchens versterben [ ...] mehr (Menschen) als gegenwärtig pro Jahr in Deutschland durch illegale Drogen, Asbest, BSE und SARS zusammen".BSE ? SARS ?
Ist BSE nicht die Rinderseuche? Sollte wahrscheinlich Creutzfeld-Jakob heißen, oder? Und SARS, ist da jemand in Deutschland dran verstorben? Wie viele waren das noch? Kommt, Leute!
Anfrage an die Pressesprecherin des DKFZ, Frau Rautenstrauch, ob es sich dabei um einen Fehler handelt? Prompte Antwort:
"Dieser Formulierung wurde von den Epidemiologen im Vorfeld stark diskutiert. Die Formulierung wurde als bewusste Provokation gewählt (hier sind ja sehr unterschiedliche Dinge in einen Topf geworfen), um deutlich zu machen, wie unverhältnismäßig die Kommunikation zu Risiken in Deutschland im Verhältnis zu den echten Risiken erfolgt."Ah, jetzt. Die Wissenschaftler wollten uns darauf hinweisen, dass sie den Medienwirbel um BSE und SARS für völlig überzogen halten im Vergleich zum Risiko an diesen Erkrankungen zu sterben und vor allem im Vergleich zur Berichterstattung über das Risiko am Passivrauchen zu sterben.
Okay. Jetzt haben wir´s.
Na, sie haben wenigstens drüber diskutiert.
Nachtrag:
(Manchmal braucht man ja ein bisschen Zeit, bis man ein Problem wirklich durchdrungen hat.)
Der Punkt ist eigentlich, dass Wissenschaftler uns Journalisten häufig vorwerfen, wir würden Zusammenhänge zu verkürzt darstellen.
Das gelingt offenbar auch Wissenschaftlern hin und wieder …
Nachtrag 2:
Das findet sich übrigens nicht nur in der Pressemitteilung, sondern auch in der eigentlichen Publikation (pdf). Erklärt wird es dort auch nicht.
Da hatte wohl ein übereifriger PR-Mensch seine Hand im Spiel
BSE und SARS sorgen eben für mehr öffentliche Resonanz als (das nur wenige betreffende) Drogenproblem oder das (unanschauliche) Asbestproblem.
Erstaunlich ist, dass die Forscher des DKFZ dabei auf die Überreaktion der Leute bei BSE und SARS setzen, die gerade von Wissenschaftlern als überzogen kritisiert wurde.
Zum ersten Nachtrag: Das ist ja nicht Verkürzung, sondern Irreführung. Hätten Sie noch die Zahl der Toten durch Kontakte mit Außerirdischen (gleich Null) dazugezählt, hätte es wohl jeder gemerkt.