Poldi, Kahn und Co droht Glatze

Während wir eine Dokumentation über das Verhältnis von PR und Journalismus des netzwerk recherche lesen, fällt uns ein, dass uns in diesem Zusammenhang zu Beginn der WM ein interessantes Beispiel aufgefallen war, an dem man zeigen kann wie eine Meldung in die Zeitung kommt.

Alle, alle, alle Firmen wollen die WM für ihre Zwecke nutzen. So auch unsere alten Bekannten von der Firma Dr. Kurt Wolff, die die Glatzen bedrohten Menschen unter uns mit Koffein vor Haarausfall schützen wollen. Koffein soll vor dem schädlichen Einfluss von Testosteron schützen, dessen Wirkung zu Haarausfall führt (mal ganz verkürzt gesprochen).

Was wir von der wissenschaftlichen Beweisführung zur Wirkung von Alpecin mit Koffein halten, hatten wir schon erläutert.

Das interessiert die Marketingabteilung natürlich überhaupt nicht. Die suchen offenbar jeden Weg, um die Verbraucher auf die Connection Haarausfall, Testosteron und schließlich Koffein zu bringen.

Dr. Wolff veröffentlicht eine Pressemitteilung auf der Pressemitteilungs-Plattform der dpa-Tochter news aktuell.

Danach habe eine wissenschaftliche Studie gezeigt, dass während eines Fußballspiels der Testosteron-Spiegel der Spieler der Heimmanschaft um bis zu 67 Prozent steigt.

Da kann die logische Folge aus Sicht von Dr. Kurt Wolff nur lauten:
Erhöhte Glatzengefahr bei der WM / Das deutsche Team besonders gefährdet.
Vielleicht war es nicht ganz ernst gemeint, aber zumindest die news aktuell Mutter dpa, hat die Meldung übernommen. Und so gelangt sie dann in Zeitungen und Webseiten.

Einer der Autoren der Originalstudie war sichtlich überrascht, als wir ihn darauf hinwiesen, wozu das Ergebnis verwendet wurde. David Edwards meinte auf unseren Hinweis per E-Mail.
Interessant. Der Artikel hat überhaupt nichts mit Haarausfall zu tun.
Der Marketingabteilung von Dr. Kurt Wolff ist aber noch ein besonderer Coup durch die Lappen gegangen, denn auch bei Mann und Frau Zuschauer steigt angeblich der Testosteron-Spiegel, zumindest laut Kölner Express. Der beruft sich allerdings auf eine Studie, die nicht zu finden war.

Fazit: Marketingabteilung nutzt wissenschaftliche Studie, die abgesehen von Testosteron nichts mit dem Produkt zu tun hat, für eine Pressemitteilung, um weiter an der wissenschaftlich/medizinischen Aura des Produktes zu arbeiten, journalistische Agentur übernimmt die PM ihrer PR-Tochter und verkauft sie als journalistische Meldung an ihre Kunden.

So geht das.

Und hier nochmal der Hinweis auf die netzwerk recherche Dokumentation.

Und warum das wissenschaftich natürlich totaler Unsinn ist, erklären wir dann ein anderes Mal.
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