Diverses

Licht an am Samstag um 8

Nur ein Gedanke: Die "mach-das-Licht-am-Samstag-um-8-für-fünf-Minuten-aus"-Aktion erinnert uns an andere Aktionen von kurzfristigem Erfolg, die lediglich den Zweck erfüllen, das Gewissen zu beruhigen:

Diäten.

Man hat ein Zeichen gesetzt, es ändert für einen Moment etwas und lenkt davon ab, dass man eigentlich den Lebensstil ändern müsste.

Wir machen am Samstag um 8 kein Licht aus (wie auch, wir sind gar nicht zu Hause, was dann natürlich auch wieder heißt, dass wir das Licht nicht an machen können, um es aus zu machen, um es dann aber tatsächlich an zu lassen, weil wir ja nichts davon halten ... Gar nicht so einfach mit dem Protest ...)

Warum wir darauf hinweisen? Na ja, wie heißt der aktuelle Werbe-Slogan der Zeitung, deren Namen wir nicht nennen wollen? Jede Wahrheit braucht einen Mutigen, der sie ausspricht ...

In diesem Sinne.
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Beim Essen endlich locker bleiben

Schlechtes Gewissen beim Essen? Das Regal voll von Ernährungsratgebern und Diätbestsellern? Im Zeitschriftenständer eine Frauenzeitschrift neben der anderen mit Titeln wie "Fettfrei in fünf Wochen"? Dann lesen Sie folgenden Lesetipp. Danach geht es Ihnen wieder besser.

"Eine Polemik" nennt man im Journalismus immer dann ein Stück, wenn man mal ein wenig über die Strenge, äh die Stränge, schlagen will; mal nicht so ganz sensibel jedes Für und Wider abwägen will, sondern in eine klare Richtung zielt, entweder dafür, oder dagegen, aber nie dazwischen, weil man es vielleicht mal satt ist nach all den Jahren des distanzierten HaJo Friedrichs'schen sich nicht gemein machen usw.

Wenn man also einfach mal schreiben will, was man über dies und jenes denkt, was man aber in anderer Form so nicht sagen kann.

So ein Ding hat SZ-Redakteur Werner Bartens (der mit dem Ärztehasser-Buch) über die Ernährungswissenschaft geschrieben. (Hier nur ein Link, der zur SZ Magazin-Seite führt. Dort unter: "Bewusst essen? Ach was!" weiter suchen. Irgendwie benutzen die eigenartige URLs, die sich nach dem verlinken in Luft auflösen.)

Und wenn man so wie wir ein paar Jahre im Gesundheitsjournalismus arbeitet (und Kollege Bartens noch so viel länger), dann muss man einfach mal sagen: Danke schön. Das tut gut. Endlich sagts mal einer.

Es möge sich jeder, der sich für dieses Thema interessiert zu Gemüte führen. Danach geht es einem besser.
"Heerscharen von Lebensmittelchemikern und Haushalts- und Ernährungswissenschaftlern, die sich an den Universitäten vornehm als Ökotrophologen bezeichnen, zerlegten unser Essen, bis es ungenießbar wurde. (...) Aus Essen wurden Nahrungsmittel, aus Nahrungsmitteln Eiweiße, Fette und Kohlenhydrate. (...) Doch das Essen wurde weiter zerlegt. Plötzlich wimmelte es auf dem Teller von Transfetten, Acrylamiden, Isoflavonoiden, Polysacchariden, Carotinoiden und Tausenden anderen, bedrohlich klingenden Substanzen, die auf -iden endeten. Die Wissenschaft hat unser Essen in seine molekularen Einzelheiten aufgespalten – und das ist uns nicht gut bekommen."
Hier der Kern seines Artikels, den wir fett unterstreichen:
Nachdem jahrelang versucht wurde, uns mit wissenschaftlichen Erkenntnissen den Appetit zu verderben, sollte die Ernährungsforschung endlich zugeben, dass sie kaum weiß, was gesund ist.
Der einzige Tipp, auf den sich letztlich alles reduzieren lässt, und den jede zusätzliche Seite an Ernährungstipps überflüssig macht lautete:
Tendenziell gilt: Es kann nicht schaden, sich nicht zu fett, nicht zu süß und nicht zu üppig zu ernähren – und mehr Grünzeug als tote Tiere zu essen.

Aber nicht einmal das ist richtig belegt, und auch diese Binsenweisheiten aus der Küche garantieren nicht automatisch ein langes, gesundes Leben.
Klar, denn es fehlt nur noch der Hinweis (der jetzt von uns kommt):
Und bitte noch ein bisschen bewegen.
Und damit ist das Thema ein für alle mal erledigt.

Liebe Ernährungsexperten: Nervt unsere lieben verunsicherten Mitmenschen nicht mehr mit Euren Tipps und Experten-Ratschlägen.

Die letzten zehn Ratschläge gibt Bartens dann noch selbst. (noch mal der Link zur SZ Magazin-Seite)

Wie sympathisch.

Eine Polemik kann so schön befreiend wirken.
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Megacoole Megameter

Bekanntlich dienen Fachworte Wissenschaftlern auch dazu, sich von uns Normalsterblichen klar abzusetzen, wenn nicht gar uns zu demütigen. Manchmal glaube ich auch, sie wollen uns durch ihre Fachworte, Abkürzungen und dergleichen bewusst vom Verständnis abhalten. Wie etwa jene Astronomen, die den Sonnendurchmesser jüngst neu bestimmten. Dieser sei ganze 0,3 Mm kleiner als bislang angenommen. Hhm. Mm? Wasndas? Jetzt musste ich an meine kleine Tochter denken. Die setzt gerade 2+2+2+2=8 zusammen. Für mich ist das fasznierend und ein Wunder zugleich, wie die Kleine sich den Zahlenraum bis 20 (Stoff der ersten Klasse hierzulande) erarbeitet. Doch nun kam ich dran: 1m (=ein Meter). Klar. 1 km (=ein Kilometer). Auch klar. 1Mm (=1 Megameter). Ok. Aber gehts auch noch komplizierter. Klar: 0,3 Mm. Grübelgrübel: 300 Kilometer. Na, sags doch gleich, Astronom.
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Kritische Stimme in Gefahr ...

Wir hoffen mal, dass das derzeitige Nichterscheinen von Kollege strappatos Stationärer Aufnahme nur ein technisches Problem ist und nicht die Folge des anwaltlichen Einschreitens.

Das macht die Anwaltszunft nicht beliebter, wenn solche kundigen und kritischen Stimmen auf diese Weise hinweggefegt würden.

Wir drücken die Daumen ...

Nachtrag: Na, da isser wieder. Gut zu wissen.
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Burma, Birma, Myanmar

Zwischendurch mal etwas ganz anderes, eher aus dem weiten Reich der Geothemen (im weitesten Sinne, um noch die Relevanz für diesen Blog, der sich ja mit Wissenschaft befasst, herzustellen, siehe auch Zusatz 2).

Dass sich Ländernamen schon mal ändern, wissen wir ja. Nur setzen sich die neuen Namen nicht immer durch. Deswegen heißt es ja auch immer: "Sri Lanka, das frühere Ceylon ... ". (oder war das umgekehrt?)

Noch verwirrender finden wir, was derzeit mit Myanmar bzw. Burma bzw. Birma passiert.

Ausschnitt aus einer Meldung auf sueddeutsche.de

Wie heißt denn das Land jetzt: BURMA, wie es Spiegel Online ständig nennt, BIRMA, wie es sueddeutsche.de ständig nennt (aber siehe auch das Bild oben), oder MYANMAR, wie wir eigentlich dachten, dass es inzwischen heißt?

Wer kann uns aufklären? Wer ist da eigentlich die letzte Instanz?

Ein wenig hilft da dann doch die Wikipedia (wie wir gerade in Echtzeit festellen).

Wäre die Frage noch zu klären, wie SpOn und sz.de ihre Verwendung erklären ... (Konkurrentenstreit bis in die Namensgebung von Ländern?)

Zusatz:

Angesichts der Dinge, die in diesem Land passieren, ist unsere Anmerkung natürlich nur eine entsetzliche Belanglosigkeit. Nicht, dass jemand glaubt, dass wir das nicht wüssten. Aber es ist vielleicht auch der Einstieg, sich mit dem Land zu beschäftigen.

Zusatz 2:
Und in punkto Relevanz für diesen Blog: Wie wir gerade erfahren, wird Science in rund zwei Stunden Satellitenbilder frei geben, die Menschrechtsverletzungen im Osten des Landes bestätigen. Und spätestens damit werden auch die Wissenschaftsredaktionen vor der Frage stehen: Burma, Birma oder Myanmar?

Zusatz 3
Die ARD hat sich offenbar für BIRMA entschieden, so war es in der Tagesschau zu hören, und auch in den WDR-Hörfunk-Nachrichten. Das ZDF wählt hingegen MYANMAR als Namen für das Land in der die Militärregierung die Bevölkerung unterdrückt.

Macht denn hier jeder was er will?
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The boys are back in town

Jetzt haben wir die Spannung aber doch ziemlich lange aufrecht gehalten. Ein bisschen halten wir den Schwebezustand noch ...

Aber wir robben uns allmählich wieder ran.

Wir sind eben Journalisten und keine Blogger ...
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Kaffee für die Nasen

Verstehe einer diese Überschrift, aber manchmal arbeiten wir hier sehr assoziativ.

Als wär´s ein Stück von uns: Ist aber von Friedrich Pekus, den wir noch nicht kennen, aber beglückwünschen zum Stück.

Jetzt würde uns nur noch interessieren: Welcher Kaffee und welcher Tee ist wohl gemeint (also die Produktnamen), die da mit großen Sprüchen und dünner, lancierter Datenlage als Heilsbringer beworben wurden?

Und besonders schön ist der Wink an die Kollegen:

"Meldungen ohne Belang und Qualität einfach zu ignorieren, erfordert Fachwissen und Durchsetzungsvermögen gegenüber den eigenen Chefs."

(Ah, das mit der Nase war, glaube ich, wegen des 'an die eigene Nase fassen', von wegen 'wir Journalisten' und so.)

Nachtrag:
Und hier ist auch noch der zweite Beitrag online gegangen, der uns heute morgen in der SZ aufgefallen war: Dass nämlich Petrischalen-Experimente nichts darüber aussagen, wie ein Stoff im Körper wirkt. Beispiel: die zu den Polyphenolen zählenden Flavonoiden.

Werden gerne als sekundäre Pflanzenstoffe und bioaktive Substanzen angepriesen, als Radikalfänger und Antioxidanzien, die vor Krebs schützen.

Aber leset selbst, den Beitrag von Kathrin Burger.
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Gewisse Gewissheiten

Weil es uns immer wieder beschämt, mit welcher Konstanz Ben Goldacre seine wöchentliche Kolumne Bad Science im Guardian (oder privat hier) auf hohem Niveau hält, schauen wir nur noch selten hin (ist das schizo?!). Dauernd so beschämt zu werden, hält man auf die Dauer einfach nicht aus.

Heute dann doch mal wieder geguckt. Und wie es sich gehört, weist er uns darauf hin, dass es wichtig ist, Gewissheiten immer wieder zu überprüfen. Zum Beispiel:
"Viele von uns gehen sehr zufrieden mit einer "Delfine sind gut, Pharmakonzerne sind böse"-Moral durch die Welt."
Dass es so einfach natürlich nicht ist, ahnt man schon (und weiß man auch). Warum, erklärt Ben, dann im Folgenden.

Zum Thema Bias haben wir uns ja schon ausgelassen. Wir wollten nur nochmal darauf hinweisen:

Dass übernatürlich viele von (Pharma)firmen gesponsorte Studien positiv (also zu Gunsten des Produktes) ausfallen, muss natürlich nicht immer bedeuten, dass die Studie im Einzelfall irgendwie "frisiert" wurden.

Es kann auch bedeuten, dass sie im Einzelfall tatsächlich eine gute Studie durchgeführt haben und das Zeug tatsächlich was bringt.

Es kann auch einfach sein, dass eben nur die Studien veröffentlicht wurden, die ein positives Ergebnis erbracht haben, und die anderen nicht veröffentlicht wurden (es kann viele Gründe haben, warum was nicht klappt).

Was aber sicher nicht sein kann: Dass eine Firma eine einzige Studie veröffentlicht, und glaubt, dass sie damit durchkommt. (Das darf nicht sein. Jaaa, wir haben uns noch nicht darum gekümmert, wissen wir, kommt noch, sicher ...)

Aber: Wenn wir dann unsere Gewissheiten ausreichend über den Haufen geworfen haben, um 'open minded' zu bleiben, schauen wir kurz bei der Stationären Aufnahme vorbei - und schon sind gewisse Gewissheiten wieder gewiss.
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Ärztehasser am Freitag, dem 13.

1. Heute ist Freitag, der 13. Aber es wird alles nicht so schlimm wie an diesem Freitag, dem 13. Also locker bleiben.

2. Sollten Sie in den nächsten Tagen ins Krankenhaus müssen, lesen Sie bitte nicht dies. Ex-Klinikarzt und Jetzt-SZ-Redakteur Werner Bartens hat aufgeschrieben, was er in zwei Jahren an der Klinik erlebt hat. Er gibt all die Antworten auf die eine Frage: "Was halten Ärzte eigentlich von Patienten?"

Es hat für ein ganzes Buch gereicht ...
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Nächste ist diese Woche

Nächste Woche ist diese Woche: Wir sind wieder zurück und schon wieder voll im Schreibstress.

Zuletzt gab´s wieder mal eine unserer Geld-verdien-Geschichten, über eine Krankenversicherung, einen wirtschaftlich verflechteten Arzt und eine Krebstherapie. Findet sich hier.

Und beim selben "Sender" gibts eine schöne, neue Reihe von Markus Schulte von Drach über die Versprechen der Alternativen Medizin. Schöner Titel: Alternative: Skepsis.

Soweit erstmal.
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