Medien

Alle Wetter nochmal

Gerade erst selbst einen Beitrag online gestellt, da fällt uns doch dieser Beitrag (Der Sommer, die Hitze, das Klima) vom geschätzten wisskomm.de-Kollegen Stefan Jacobasch vor die Füße.

Thema: Die etwas verwirrende Berichterstattung über die letzte Hitzeperiode, das Wetter, das Klima und die dazu gehörige Katastrophe.

Mit den wärmsten Empfehlungen ...

Zusatz:
Und es wird alles noch viel schlimmer ...
...........................................................................................

Wenn der Schwanz mit dem Hund

Heute mal eine kleine Zitatesammlung für die Journalisten unter unseren Lesern und für alle, die sich auch dafür interessieren, wie und in welchem Umfeld die Artikel und Beiträge (auch die Wissenschafts- und Medizinmeldungen) entstehen, die man täglich so liest, sieht und hört.

(Wir finden es wichtig, immer mal wieder ein wenig Kontrastverstärkung zu betreiben, also die Unterschiede zwischen PR und Journalismus hervorzuheben, und so zu verdeutlichen, welche Mechanismen "am Werke sind")

Dustin Hoffmann in "Wag the Dog".

Drei Kernaussagen aus einem heute in der SZ (Rubrik Medien, S. 19) veröffentlichten Interview mit Siegfried Weischenberg, Direktor des Instituts für Journalistik und Kommunikationswissenschaft der Universität Hamburg. Er hat nach 1993 erneut eine Studie zur Lage des Journalismus in Deutschland durchgeführt.

Hier unsere Top 3 der bemerkenswerten/bedenkenswerten Entwicklungen:
1. "Weniger Personen produzieren mehr Inhalt als vor 13 Jahren. Es kommt mehr denn je darauf an, ein Medium einfach irgendwie zu füllen."
2. "Es gibt immer mehr Menschen, die sich als Journalisten fühlen, aber weniger als früher, die wirklich für journalistische Medien arbeiten."
3. "Das viel größere Problem aber ist die Entgrenzung hin zu Public Relations und Weblogging. Parolen aus der Kommunikationswissenschaft wie „jeder ist ein Journalist“ laufen auf eine Deprofessionalisierung hinaus. All das bedroht die Identität des Journalismus."
Und weil wir gerade dabei sind: Im Folgenden Ausschnitte aus einem Beitrag der unser gut gepflegtes und gehegtes Bild von der Public Relations als der "dunklen Seite der Macht" auf´s Schönste bestätigt.

Zum Thema PR (diese "Dampfplauderer", Spiegel Online, 1. August 2006) legen wir dem werten Leser folgenden Artikel über die Branche als "Die Meister der Verdrehung" bei Spiegel Online ans Herz.

Auch wenn es vor allem um Wirtschafts-PR geht, kann man die Sätze unserer Meinung nach auch auf andere Sektionen wie die Medizin-Branche übertragen.

Hier unsere Lieblingsaussagen. Zunächste etwas hübsch pessimistisches, das gut zu den Aussagen von Weischenberger passt:
"Statt Propaganda aufzudecken, sind Medien der Kanal für Propaganda geworden", sagt John Stauber, Gründer des unabhängigen Nachrichtendienstes PR Watch und Autor mehrerer Bücher über den Einfluss von PR.
Etwas Grundsätzlicher, der Unterschied zwischen PR und Werbung:
"Geschichten in Medien schleusen, Ereignisse inszenieren, Interviews platzieren, positive Berichterstattung erzeugen - "das kann Werbung nicht", sagt Edelman stolz.
Und im Hinblick auf Weblogs (Holzaugen seid wachsam!):
Vor kurzem gelang es seiner Agentur sogar, auf die Internet-Seiten bekannter Web-Autoren zu schleichen. Die gut vernetzte Szene, sogenannte Blogger, gilt als relativ autonom und schwer zu unterlaufen. Edelman nahm einige der Schreiber unter Vertrag. Einer von denen drehte seinen alten Kollegen dann exklusive Jubelmeldungen über den Einzelhandelsriesen Wal-Mart an, einen Edelman-Kunden. Es dauerte nur Stunden, bis sich die positiven "News" verbreitet hatten.

Auch schön:
PR-Profis sind Wahrnehmungsmanager. "Sie testen, wie elastisch Wahrheit sein kann", sagt der Kommunikationswissenschaftler Klaus Merten, der jahrelang die Branche durchforschte.
Oder:
PR-Leute sind immer auch Übersetzer, die versuchen, die Deutungsmacht über Begriffe zu erlangen, Worte gefügig zu machen, Assoziationen zu diktieren. So werden aus Entlassenen Freigesetzte, aus Zuzahlung wird Eigenverantwortung und aus Menschen Humankapital. Anonyme Konzerne sind plötzlich fühlende Wesen.
Wir sagten ja: Ab und zu etwas Kontrastverstärkung betont den Grenzverlauf zwischen den Fronten.
...........................................................................................

Loose change für Anfänger

Spiegel Online übernimmt einen Artikel aus der F.A.Z. am Sonntag über den immensen Erfolg des Verschwörungstheoritker-Streifens Loose Change über den 11. September 2001.

Wir liefern hier noch einmal den Link zur Seite für die notwendigen kritischen Betrachtungen des Films, die uns bei Spon und FAS fehlen.

Wir hatten ja schon mal darauf verwiesen.
...........................................................................................

Poldi, Kahn und Co droht Glatze

Während wir eine Dokumentation über das Verhältnis von PR und Journalismus des netzwerk recherche lesen, fällt uns ein, dass uns in diesem Zusammenhang zu Beginn der WM ein interessantes Beispiel aufgefallen war, an dem man zeigen kann wie eine Meldung in die Zeitung kommt.

Alle, alle, alle Firmen wollen die WM für ihre Zwecke nutzen. So auch unsere alten Bekannten von der Firma Dr. Kurt Wolff, die die Glatzen bedrohten Menschen unter uns mit Koffein vor Haarausfall schützen wollen. Koffein soll vor dem schädlichen Einfluss von Testosteron schützen, dessen Wirkung zu Haarausfall führt (mal ganz verkürzt gesprochen).

Was wir von der wissenschaftlichen Beweisführung zur Wirkung von Alpecin mit Koffein halten, hatten wir schon erläutert.

Das interessiert die Marketingabteilung natürlich überhaupt nicht. Die suchen offenbar jeden Weg, um die Verbraucher auf die Connection Haarausfall, Testosteron und schließlich Koffein zu bringen.

Dr. Wolff veröffentlicht eine Pressemitteilung auf der Pressemitteilungs-Plattform der dpa-Tochter news aktuell.

Danach habe eine wissenschaftliche Studie gezeigt, dass während eines Fußballspiels der Testosteron-Spiegel der Spieler der Heimmanschaft um bis zu 67 Prozent steigt.

Da kann die logische Folge aus Sicht von Dr. Kurt Wolff nur lauten:
Erhöhte Glatzengefahr bei der WM / Das deutsche Team besonders gefährdet.
Vielleicht war es nicht ganz ernst gemeint, aber zumindest die news aktuell Mutter dpa, hat die Meldung übernommen. Und so gelangt sie dann in Zeitungen und Webseiten.

Einer der Autoren der Originalstudie war sichtlich überrascht, als wir ihn darauf hinwiesen, wozu das Ergebnis verwendet wurde. David Edwards meinte auf unseren Hinweis per E-Mail.
Interessant. Der Artikel hat überhaupt nichts mit Haarausfall zu tun.
Der Marketingabteilung von Dr. Kurt Wolff ist aber noch ein besonderer Coup durch die Lappen gegangen, denn auch bei Mann und Frau Zuschauer steigt angeblich der Testosteron-Spiegel, zumindest laut Kölner Express. Der beruft sich allerdings auf eine Studie, die nicht zu finden war.

Fazit: Marketingabteilung nutzt wissenschaftliche Studie, die abgesehen von Testosteron nichts mit dem Produkt zu tun hat, für eine Pressemitteilung, um weiter an der wissenschaftlich/medizinischen Aura des Produktes zu arbeiten, journalistische Agentur übernimmt die PM ihrer PR-Tochter und verkauft sie als journalistische Meldung an ihre Kunden.

So geht das.

Und hier nochmal der Hinweis auf die netzwerk recherche Dokumentation.

Und warum das wissenschaftich natürlich totaler Unsinn ist, erklären wir dann ein anderes Mal.
...........................................................................................

06.06.06.

Damit kann man uns ja auch nicht mehr erschrecken.
Das Omen. 06.06.06.
... am 6. Tag, des 6. Monats, im Jahr 2006, wird sein Tag kommen ...
... hatten wir schon.

...........................................................................................

Kerkelings Unglauben

Mit Hypnose einen Blick in sein früheres Leben zu werfen, ist in gewissen Kreisen gerade wieder "en vogue". Damit ist jetzt nicht das frühere Leben in Kindheit oder Jugend gemeint, sondern davor, weit davor, noch bevor wir in der aktuellen Form existierten.

Es gibt ja einige Denkrichtungen - wenn wir das mal so nennen wollen - die da von ausgehen, dass wir oder unsere "Seele" immer mal wieder auftauchen auf dieser Erde, wenn auch in anderer Form.

Zum Thema wurde das Thema durch angebliche Offenbarungen von Hans Peter Kerkeling in Johannes Babtist Kerner "seine Sendung", die Johannes B. Kerner Show.

Wir wollen gar keine Zeilen verlieren mit dieser Vorstellung, dass man mehr als einmal sein Leben auf der Erde lebt (oder vielleicht auch auf anderen Erden?).

Wir wollen auf die Hinweise des von uns hoch verehrten Bildblog aufmerksam machen, der zum Thema Hypnose und "Rückführung" eine kleine Nachrecherche betrieb, die die BILD-Zeitung sträflich vermissen ließ.

Nein, nicht die, dass der Rückführungss-"Experte" Trutz Hardo bereits wegen Volksverhetzung verurteilt wurde (siehe SZ Printausgabe von heute Rubrik Medien: ob die das von Bildblog haben?). Nein, deswegen nicht.

Sondern, weil Bildblog auf die Risiken und Nebenwirkungen der Hypnose verweist. Etwas, das man bei Therapien nie vergessen sollte, so toll sie auch klingen.

Aber lest selbst.

Und wundert Euch, dass diese ganze Aufregung mal wieder auf einer Fehlrecherche beruht. Denn wie Bildblog ebenfalls herausgefunden hat: Kerkeling glaubt gar nicht an ein Leben vor dem Leben. Er sieht das schon ganz reduktionistisch, materialistisch, was er während der Hypnose erlebt hat:
"Ich zweifle daran, ob man das wirklich ernst nehmen kann. (…) Ich kann es mir vorstellen, dass ich schon mal gelebt habe, aber dass ich's glaube, kann ich nicht sagen, nein. (…) Ich glaube nicht daran, dass es wirklich so war. Keine Ahnung, welche Streiche einem da die Phantasie und die Psyche so spielen. (…) Ich kann das nicht wirklich glauben."
Danke Bildblog.

Wir verneigen uns.

Ach so: Was wir von Rückführung und Reinkarnation halten, dürfte klar sein, oder? Wir sind schließlich:

!PLAZEBOALARM!
...........................................................................................

Status

Online seit 6945 Tagen
aktualisiert: 12. Dez, 12:22
... login

Suche

 

Aktuelle Beiträge

Diskreditierung
Warum die Studie eines Mannes schlecht sein soll, weil...
Edwar Wait - 12. Dez, 12:21
Na, wo ist die Kritik?...
Mir liegt die Studie aus dem Jahr 2003 ebenfalls vor,...
Edwar Wait - 12. Dez, 12:10
Sollen wir den Saft kaufen...
BITTE BEACHTEN: Ich habe die Geschichte zu Cellagon...
marcus_ 6. Nov, 13:53
Sollen wir den Saft kaufen...
BITTE BEACHTEN: Ich habe die Geschichte zu Cellagon...
marcus_ 6. Nov, 13:51
Der Saft, der uns die...
BITTE BEACHTEN: Ich habe die Geschichte zu Cellagon...
marcus_ 6. Nov, 13:50
Cellagon 2: Eine Studie...
BITTE BEACHTEN: Ich habe die Geschichte zu Cellagon...
marcus_ 6. Nov, 13:45
Wie Placebo wirklich...
Mit Gruß tom-ate
tom-ate - 21. Apr, 21:45

Credits