TUIM-lux 2: Die nicht geprüfte Nicht-Wirkung

Was bisher geschah.

TUIM-lux soll helfen so gut zu sehen wie ein Luchs, bei Tag, Dämmerung und Nacht.

zur TUIM-lux Website

Alarmstufe Rot!  Wir hatten bei Dr. Willmar Schwabe GmbH & Co KG, Karlsruhe, nachgefragt, wie sich unsere angeschlagene Sehkraft durch das Präparat TUIM-lux verbessert: Sehen wir damit schärfer, klarer, empfindlicher oder mit besserer Auflösung?

Frau Dr. Ursel Stuhlemmer aus der Abteilung Kommunikation und Neue Medien, kommt in Ihrer E-Mail-Antwort gleich zur Sache: „Eine von Ihnen postulierte „Wirkung" wird von uns nicht beschrieben.“

Aha? Keine Wirkung. (Wir hatten das postuliert? Wir dachten Dr. Schwabe?).

Das überrascht uns aber (nicht wirklich), wo es doch auf der Webseite nur so wimmelt vor Wirkungen, die die Inhaltsstoffe haben sollen.

Eines will Frau Dr. Stuhlemmer auch gleich ganz klar machen: „Und wie Sie als Wissenschaftsjournalist ja sicherlich wissen, werden zu Nahrungsergänzungsmitteln keine klinischen Studien durchgeführt.“

Aha? Keine Wirkung, und das auch nicht überprüft.

Dafür schickt uns Frau Stuhlemmer 16 Links zu den Kurzfassungen (Abstracts) wissenschaftlicher Arbeiten in der Literaturdatenbank Medline: Darunter klipp und klar eindeutige Ergebnisse wie: Zink könnte oxidative Veränderungen in der Netzhaut und dem Pankreas im Frühstadium diabetischer Ratten schützen.

Auch in den anderen Abstracts wird vor allem mit dem Konjunktiv und Vermutungen über Effekte einzelner Inhaltsstoffe gearbeitet: 'may be very helpful', 'data suggests', 'it may be indicative' (zu deutsch so viel wie: das könnte vielleicht unter Umständen, aber sicher kann man sich da nicht sein).

Die einzige Arbeit, in der Augenleistungen überprüft wurden, bleibt auf halbem Wege stecken. Die Autoren beschreiben wie die Studie aufgebaut ist und mit welcher Methode sie testen wollten. Von Ergebnissen keine Spur.

Naja, was bleibt uns da noch übrig. Wir brüllen für TUIM-lux ein lautes, fettes und lustvolles !PLAZEBOALARM! in die Welt.

Alarmstufe Rot!  Dr. Schwabe, Du bist eben doch kein Fuchs, Du Luchs.
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Christliche Pinguine gegen Darwin

Der Dokumentarfilm March of the Penguins hat offenbar auch bei einigen ausgesprochen christlichen Zuschauern einen starken Eindruck hinterlassen.

pinguine

Beseelt durch die monogame Lebensweise und die aufopferungsvolle Art der Kaiserpinguine unter den harschen Lebensbedingungen der Antarktis, sehen sie sich bestärkt in dem Glauben, dass die ganze Evolution nicht so etwas Schönes und Erhabenes hervorbringen kann, und dass es eben doch die Macht eines Gottes braucht, um es zu erschaffen (ob´s an der sonoren Stimme Morgan Freemans liegt?).

Liebe christliche Filmfans: Wir, die PLAZEBOALARM-Redaktion, legen Ihnen die folgende kleine Auswahl weiterer Dokumentationen ans Herz. Schreiben Sie uns doch. Was halten Sie von diesen Lebensformen?

Vorsicht: In allen Filmen gibt es explizite Aufnahmen, die Ihrer Meinung nach für Kinder ungeeignet sein könnten. Wir bitten Sie dies zu berücksichtigen.

Und hier unsere Filmtipps für´s Wochenende.

ARACHNIDA
50 ways to kill my Lover

GORILLAS
Alle meine Frauen

DIE VÖGEL 2
Mix it, Baby


pinguine2
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Erde 2.0: Fehlanzeige

Heute sind wir ein wenig endzeitlich gestimmt. Als Kinder der 80er passiert das schon hin und wieder. Damals stand die Erde täglich vor dem Abgrund.

In der Diskussion über den Menschen gemachten Treibhauseffekt fallen die wenigen Wissenschaftler auf, die vehement die Meinung vertreten, der Mensch sei nicht mitverantworlich für die beginnende Klimakatastrophe.

Streng wissenschaftlich betrachtet haben sie Recht, wenn sie behaupten, der Zusammenhang von steigenden Temperaturen, steigendem CO2-Gehalt und zunehmendem Verbrauch fossiler Brennstoffe in den letzten Jahrzehnten ließe sich wissenschaftlich nicht nachweisen.

Es könnte sich um reinen Zufall handeln, dass gerade jetzt alles zugleich zunimmt.

Die reine Lehre verlangt einen experimentellen Nachweis, um die These zu testen. Man müsste es unter denselben Bedingungen überprüfen. Auf einer Erde 2.0.

Leider haben wir keine Erde 2.0.

Wir haben nur eine Erde.

Lasst uns die reine Lehre der wissenschaftlichen Methode dieses eine Mal vergessen. Sonst könnte es sein, das niemand mehr da ist, der noch etwas wissenschaftlich erforschen kann.

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Die 3. Kultur gegen ID

Die Crew von John Brockmanns Dritter Kultur (Third Culture) hatte in den letzten Monaten viel zu tun, angesichts der Wissenschaft gegen Intelligent Design-Debatte.

Im Kampf für wissenschaftliches Denken haben sich Intelligenzbrocken wie Daniel C. Dennett, Richard Dawkins, Jerry Coyne, Nassim Taleb und ihre Gefährten die Finger wund getippt, um die Fehler in der religiös motivierten Argumentation der ID-Bewegung (formerly known as Kreationismus) zu entlarven. Darunter auch Artikel, auf die wir schon hinwiesen.

John Brockmann hat das alles auf seiner Edge/Third Culture-Seite zusammengetragen.

Schönste Frage: „Wer designte eigentlich den Designer?“ Ein Problem, dass sich ja schon mal beim Gottesbeweis Thomas von Aquins stellte (Wer bewegt eigentlich den Großen Beweger?).

Viel Vergnügen und viel Einsicht.
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Ein Journalist fragt einen Experten …


Wie entstehen Gesundheitstipps in so manchen TV-Sendungen?

Ein Journalist fragt einen Experten – und die Marketingabteilung und eine PR-Firma (meist gut zu erkennen am Begriff ‚Kommunikation’ in der näheren Bezeichnung) und eine Pharmafirma (ja Klosterfrau, Spitzner und Lichtwer wir wissen, wie ihr das macht).

Den Experten befragt der ‚Journalist’ eigentlich erst am Schluss, so wie es aussieht.

Klaus Ott erklärt uns das heute in der SZ ausführlich. Respekt für Ott, yoh, und einen Kübel Schande für den TV-‘Journalisten‘ A. (Bitte Berufsbezeichnung auf der ‚Karte’ von ‚Journalist’ in ‚Abteilung für PR und Kommunikation’ ändern).

Und für unsere Journalistenklasse:

Regel 32 in Kleines Handbuch für den Journalisten: Mit was lässt sich das Verhältnis von PR zu Journalismus vergleichen?

Antwort beim Netzwerk Recherche (pdf). Ist auch für Nicht-Journalisten wichtig zu wissen, ihr Leser und Radio-Hörer und TV-Gucker da draußen.

Und: Ja, wir sind heute moralisch anspruchsvoll.

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Ein Journalist fragt einen Experten …

Wie entstehen Gesundheitsempfehlungen in TV-Sendungen? Ein Journalist fragt einen Experten – und die Marketingabteilung und eine PR-Firma (meist gut zu erkennen am Begriff ‚Kommunikation’ in der näheren Bezeichnung) und eine Pharmafirma (ja Klosterfrau, Spitzner und Lichtwer wir wissen, wie ihr das macht).

Den Experten befragt der ‚Journalist’ eigentlich erst am Schluss, so wie es aussieht.

Klaus Ott erklärt uns das heute in der SZ ausführlich. Respekt für Ott, yo, und einen Kübel Schande für den TV-‘Journalisten‘ A. (Bitte Berufsbezeichnung auf der ‚Karte’ von ‚Journalist’ in ‚Abteilung für PR und Kommunikation’ umbenennen).

Und für unsere Journalistenklasse:

Regel 32 in Kleines Handbuch für den Journalisten: Mit was lässt sich das Verhältnis von PR zu Journalismus vergleichen?

Antwort beim Netzwerk Recherche (pdf). Ist auch für Nicht-Journalisten wichtig zu wissen, ihr Leser und Radio-Hörer und TV-Gucker da draußen.
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3 Minuten Zähne putzen, mindestens

Es gibt diese kurzen, handfesten Gesundheitstipps, die einfach, plausibel und leicht umzusetzen sind und immer wieder gerne verbreitet werden. Leider entpuppen Sie sich hin und wieder als völliger Unsinn.

Etwa der Hinweis, man solle statt Kaffee Apfelschorle oder Früchtetees trinken. Denn, das wusste jedes Kind: Kaffee entzieht dem Körper Wasser (merkt jeder, wenn er öfter als sonst zum ‚Wasser lassen’ rennt).

Okay: Wurde inzwischen als Alltagsmythos entlarvt. Ein Denkfehler in der ursprünglichen Studie. Intensive Kaffeetrinker (also Journalisten etc.) dürfen sich ruhig noch einen nachschütten, sie werden nicht vertrocknen.

Ein anderer Tipp, der gerne von jedem Gesundheitsjournalisten verbreitet wird (Auch Mitglieder unserer Redaktion tun dies hin und wieder. Natürlich nicht der Autor dieser Zeilen, neeeiiin …), lautet:

PUTZEN SIE SICH IHRE ZÄHNE MINDESTENS DREI MINUTEN LANG.

Mindestens drei Minuten lang ...

Drei Minuten …?

Warum eigentlich?

DAMIT DIE ZÄHNE GESUND BLEIBEN.

Aha, wieso? Wer sagt das?

DER EXPERTE.

Aha, der Experte …

Und woher weiß er das?


Wir haben mal eine zufällig ausgewählte, unabhängige Zahnexpertenseite befragt, die diesen Tipp ganz nebenbei – wie viele andere auch – verbreitet (ohne jede weitere Erläuterung): Auf welche Studie bezieht sich diese Empfehlung eigentlich? Wer war der erste, der das behauptet hat und wie kommt er dazu?

Wir stellten die Frage am Freitag, dem 23. September 2005 (für das Protokoll). Jetzt warten wir.

Wir sagen aber nicht, wen wir gefragt haben, weil wir auch jeden anderen in diese peinliche Situation hätten bringen können.

Es gibt sicher irgendwo eine stichhaltige Untersuchung … irgendwo muss sie sein.

Wir warten.
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