Produkte

Gewürfeltes Wetter

schnell jetzt, weil heute so viel ansteht

Alarmstufe Rot!  wetter.com bewirbt 10-Tage Vorhersage,
können die ja machen, fragt sich nur wie verlässlich das ist.
Laut wetter.com sind die Vorhersagen vom Deutschen Wetterdienst (DWD).

DWD gefragt, was die davon halten:
"Darf man nur als Trend sehen die 10-Tage-Vorhersage"
Problem: "Die Computermodelle spucken Ihnen auch für ein Jahr alles aus für jeden Ort auf´s zehntel Grad. Der Hundertjährige Kalender sagt Ihnen auch das Wetter für hundert Jahre voraus. Kann man, wenn man will, abdrucken, kann´s veröffentlichen. Aber was hat das mit der Realität zu tun?", fragt der DWD-Mann Alexander Friedrich.

DWD-Broschüre (hat er uns geschickt) sagt: "Eine sechstägige Prognose hat heute die gleiche Zuverlässigkeit wie eine eintägige im Jahr 1968. Bei dreitägigen Prognosen stimmen heute neun von zehn Vorhersagen."

DWD-Mann sagt: "Bei einer 10-Tage-Vorhersage stimmen heute etwa sechs von zehn Vorhersagen." (Das ist ein Durchschnittswert, wir kennen die Streuung nicht).

Zur Erläuterung: Bei einer Trefferquote von fünf von zehn Tagen kann man auch gleich würfeln.

"Man kann nur noch großräumige Trends angeben. Ortsbezogene Vorhersagen über einen so langen Zeitraum sollte man nicht machen."

Okay, also bullshit, die verlässliche, örtliche 10-Tage-Vorhersage.

Müßigt uns ein müdes

Alarmstufe Rot!  !PLAZEBOALARM! ab.

... für wetter.de gleich mit, gleich mit, Ihr und Euer Premium-Dienst.
...........................................................................................

Wir warten ...

Wir warten ...

... darauf, dass die Firma Dr. Kurt Wolff GmbH & Co. KG in Bielefeld endlich die beiden Studien veröffentlicht (in einem Fachmagazin mit Gutachter-Verfahren), die Hinweise dafür liefern sollen, dass Alpecin mit Coffein tatsächlich irgendwie gegen Haarausfall hilft.

Der Herr Dr. Klenk wollte auch mit der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit reden, dass der Text auf den online-Seiten nicht weiter so klingt, als ob das alles schon vor Jahren veröffentlicht worden wäre.

Wir warten ...

... auf das Gutachten des Institutes für Sporternährung in Bad Nauheim, das belegen soll, dass neosino wirkt.

Jungs, Ihr seid überfällig. Aber ihr habt es auch nicht leicht, wo doch alle anderen sagen, dass es mit Sicherheit nicht wirkt.

Ihr wartet ...

... sicher noch auf unseren Beitrag zu VIROXX. Er kommt, ganz sicher. Wir warten nur noch auf den Beginn der Vogelgrippe-Saison ...

Aber jetzt erwarten wir erstmal das Wochende ...
...........................................................................................

So oder so ´ne Werbekampagne

Jetzt können wir uns gar nicht entscheiden, wie wir die Geschichte, die wir dem interessierten Leser erzählen wollen, aufziehen sollen.

Es könnte so beginnen:

Es gibt so´ne und so´ne, sagt der Volksmund. Zum Beispiel Fachmagazine. ...

Oder wie wäre es damit:

Das könnte der Beginn einer ganz großen Werbekampagne werden. ...

Worauf wir hinaus wollen? Die Nachrichtenagentur ddp berichtet über eine angebliche Innovation für die Zahngesundheit: Produkte wie Kaugummi u.a. angereichert mit einem von BASF neu entdeckten Milchsäurebakterium. Es soll Karies verhindern helfen, indem es sich an den Hauptverursacher, die Streptokokken, heftet. Diese verklumpen und können leichter von den Zähnen weggespült werden ... oder so ähnlich. Die BASF-Foscher haben es sinnigerweise Lactobacillus anti-caries genannt, auch L. anti-caries. Das erste Produkt - ob Kaugummi, Zahnpasta oder was auch immer ist unklar - soll 2007 erscheinen.

Spiegel Online hat die Meldung übernommen (und ein klein wenig umgeschrieben).

Jetzt stellen wir uns die Frage: Wo kommt diese Meldung her? Wir sind ja von Natur aus misstrauisch, wenn Firmennamen im Spiel sind. Im (Spiegel-)Artikel steht:
"... schreiben die Forscher im Fachmagazin Chemistry & Industry. ..." (bitte Nachtrag weiter unten beachten!)
So etwas findet man ja immer wieder in Wissenschaftsmeldungen: "... schreiben die Forscher in Nature ... " oder " ... wurde heute im Fachmagazin Science veröffentlicht ...". Ein Journalist macht damit klar, woher er seine Informationen hat und wo die Forscher ihre Ergebnisse veröffentlicht haben.

Und genau hier macht jetzt unser erster Artikeleinstieg Sinn:

Es gibt eben so´ne Fachmagazine und so´ne Fachmagazine.

Fachmagazine wie Science und Nature zeichnen sich durch etwas aus, das Wissenschaftler peer-review nennen. D.h. jeder Forschungsartikel durchläuft ein Gutachterverfahren. Details dazu hier. Es gibt also einige Hürden zu nehmen. Auch dieses System hat seine Fehler und Schwächen, aber viele glauben, dass es eigentlich nichts besseres gibt.

Vor allem ist es besser als das System der "anderen" Fachmagazine, zu denen vermutlich "Chemistry & Industry" zählt (wir eruieren das gerade) .

Dort berichtet zum Beispiel ein Forscher über seine Ergebnisse (Milchsäurebakterien in Kagummi). Wenn er nicht allzu Abstruses erzählt, kann er da eine Menge erzählen. Zum Beispiel, dass diese Kombination wirkt.

Überprüfen kann das erst einmal keiner. Und manchmal werden solche Artikel auch bezahlt - von der Herstellerfirma. Da geht es dann gar nicht mehr um die Wahrheit, sondern nur noch um PR. Ob das bei Chemistry & Industry der Fall ist, können wir natürlich nicht sagen.

Für Menschen, die sich mit Wissenschaft nicht auskennen, steht in der Meldung nur "... schreiben die Forscher im Fachmagazin Chemistry & Industry ...". Und das ist in diesem Fall ein klassischer WiRT.

Die Meldung hat ddp übrigens von der amerikanischen Pressemitteilungplattform EurekAlert. Die unterscheidet zwischen reinen Forschungsmeldungen (Breaking News) und Wissenschaft- und Wirtschaftsnews (Science Business News).

(Wir eruieren gerade mal genau den Unterschied).

Die BASF-Meldung landete in der zweiten Rubrik, für uns zumindest ein Hinweis darauf, dass es eher um Wirtschaft als um Wissenschaft geht.

Und um jetzt noch zum zweiten Einstieg unseres Artikels zu kommen:

Das könnte der Beginn einer ganz großen Werbekampagne sein.

Denn letztlich geht es um ein Produkt ähnlich der Probiotika, also den Joghurts mit Milchsäurebakterien, die "die Abwehr stärken sollen".

Wartet mal ab, was da noch kommt. Wir verfolgen das sicher. Für sachdienliche Hinweise sind wir dankbar.

Ach so! Ob das jetzt tatsächlich alles so stimmt mit den Milchsäurebakterien und dem Karies, muss also erstmal noch bewiesen werden. In einer ordentlichen Studie, veröffentlicht in einem Fachmagazin. Ihr wisst schon, was für eines ;-)

Nachtrag:
Wir haben inzwischen den Original-Beitrag von Chemistry & Industry bekommen. Und, upps, den haben gar nicht die Forscher selber geschrieben, wie die Phrase bei Spiegel Online (s.o.) suggeriert, sondern die Journalistin Marina Murphy (in der EurekAlert-PM ist das übrigens vermerkt).

Sie berichtet in mehreren kleinen Artikeln über eine Konferenz, die BASF selbst veranstaltet hat (pdf).

Holzauge ...

Zusatz:
Wenn wir uns entscheiden müssten zwischen den beiden Artikelanfängen? Wir nehmen dann mal den Zweiten, mit der Werbekampagne. Leider verhilft Spiegel Online durch die kleine Formulierung "... schreiben Forscher in ..." dem ganzen einen etwas größeren Hauch von Glaubwürdigkeit als es die Meldung auf der nach oben offenen Glaubwürdigkeits-Skala verdient hat.

Im täglichen Newsgeschäft passiert so etwas ständig ...

Das ist keine Entschudigung, sondern eine Erklärung.

Deswegen ist es wichtig, dass Leser sich wappnen und verstehen, wie solche Meldungen zustande kommen.

Finden wir.
...........................................................................................

+++ eilmeldung +++ neosino fällt durch +++

Haben wir es nicht immer gesagt! Und in der ganzen Diskussion über neosino und ihr Nanomineralien-Getue mit dem FC Bayern und Dr. Müller-Wohlfahrt darauf verwiesen, dass es gar keinen wissenschaftlichen Beleg für deren Wirkung gibt?

Entschuldigt die etwas aufbrausende Art. Aber es ist immer schön, wenn andere bestätigen, was wir (und auch andere) schon lange vermutet hatten.

Markus Becker von Spiegel Online hat die die ganze Power seiner Wissenschafts-Redaktion aufgewartet und zwei Studien veranlasst, die Hinweise dafür liefern sollen, ob die Nanomineralien-Präparate wirken oder nicht.

Was sollen wir lange reden: Sie tun´s (wohl eher) nicht.

Lest es selbst nach.

Wir waren sowieso schon immer Borussen-Fans (wir meinen jetzt die Fohlen).

Wir sind natürlich gespannt auf das Gegengutachten, das die neosino AG in Auftrag gegeben hat (wie war das mit den in Auftrag gegebenen Studien? Das gilt natürlich für beide Parteien, wobei ...).

Zusatz:
Die einstweilige Verfügung, die neosino gegen die ARD Sendung Panorama erwirkt hatte, bestimmte Dinge nicht mehr behaupten zu dürfen, wurde vom Landgericht Hamburg wieder aufgehoben. Neosino kündigt das unter seinen Pressemitteilungen als "Richtigstellung unserer Pressemitteilung" an.

Wie war das? PR-Leute sind Wahrnehmungsmanager.

Zusatz 2:

Der Fairness halber müssen wir ergänzen, dass beide Studien keine versprochene Leistungsteigerung irgendwelcher Art überprüft haben, sondern lediglich, ob von den Mineralien irgendetwas im Urin zu finden ist. Ein indirekter Nachweis also.

Andererseits: Neosino hat bisher noch keinen einzigen Nachweis über irgendwas geliefert, schon gar keinen wissenschaftlich fundierten.

Eine Anfrage unsererseits wurde nicht mal beantwortet.

Der Nachweis soll, wie gesagt, Ende August folgen: Neosino fährt großes Geschütz auf: Das Institut für Sporternährung in Bad Nauheim wird die Ergebnisse einer "randomisierten, placebokontrollierten Doppelblind-Studie mit Neosino Nano-Liquid" präsentieren.

Sozusagen der Rolls-Royce unter den Studiendesigns.

Wir sind gespannnt ...
...........................................................................................

Staatl. Fachingen 1: It looks like Wissenschaft ...

Also jetzt mal Butter bei die Fisch`.
(Leute, das wird verdammt lang´, nehmt euch etwas Zeit.)

Alarmstufe Rot!  Einfach nur ein Mineralwasser zu sein, reicht ja schon seit ein paar Jahren nicht mehr, um den Durst der Konsumenten zu stillen. Hipp und well muss es sein, mit Zitronenspritzer oder nicht, nicht nur Durst löschen soll es, sondern fit machen (Sauerstoffwasser ist ja nur die Spitze des Eisbergs).

All das nennt man wohl die Diversifizierung eines Produktes.

Ein Wasser aber war ja schon immer etwas besseres, das verkündete schon der Name: Staatlich Fachingen, äh Fachinger, quatsch, Fachingen, Staatl. Fachingen.

Hautvergleich eines Probanden der Staatl. Fachinger-Haut-Studie (Website Fachinger.de).

Es war nie die selbsternannte "Queen of tablewater" (die inzwischen auch auf Vitamine setzt), sondern eher so was wie das "Kanzler unter den Mineralwässern".

Davon hat der Produzent lange gezehrt. Bis jetzt.

Einfach nur ein Wasser zu sein, reicht auch Fachinger nicht mehr. Staatl. Fachingen macht jetzt auf Wissenschaft, genauer: Staatlich Fachingen macht schöne Haut, wissenschaftlich bewiesen, in der ersten "neutralen wissenschaftlichen Studie". (Wie nennt man das, wenn jemand von einem weißen Schimmel spricht? Ein Pleonasmus, genau, danke, setzen. Obwohl ... ?!)

Also, dann: Die Staatl. Fachingen-Haut-Studie. (Zum Thema Neutralität und Sponsoring wissenschaftlicher Studien, bitte einen Beitrag tiefer lesen).

Wir haben Fachinger natürlich angeschrieben, und ausführlich Auskunft bekommen (danke an Frau Silvia Erbrich, die Marketing Managerin).

Sie hat uns das abstract (die Zusammenfassung) der Untersuchung geschick, die unter der Leitung von Frau Martina Kerscher durchgeführt wurde. Sie ist die Leiterin des Studienganges Kosmetik und Körperpflege an der Universität Hamburg.

Und Sie selbst sagt - nicht uns, sondern laut der Werbung - über ihre eigene Studie:
"Das Resultat der Studie ist bemerkenswert. Das untersuchte Mineralwasser hat eine nachweisbare, positive Wirkung auf die Haut."
Na dann.

Folgendes hat Frau Kerscher und ihre Mitarbeiter gemacht: 53 Personen haben vier Wochen lang jeden Tag 2,25 Liter (das sind drei Flaschen Wasser á 0,75 Liter) getrunken. (Drei Personen sind vorzeitig ausgestiegen, bleiben 50 Personen).

Dann hat sich Frau Kerscher und ihre Mitarbeiter die Haut der Probanden angesehen (mit entsprechenden Instrumenten und Verfahren).

Fazit:
"Die Ergebnisse sprechen für sich:
Ultraschallmessungen zeigen eine signifikante Veränderung der Haut.
"
Und das hat Folgen (positive natürlich), wie es weiter heißt, denn:
  • Die Haut sieht praller und frischer aus. Die Haut weist eine geringere Fältelung auf und wirkt dadurch glatter.
  • Der pH-Wert der Haut nähert sich dem optimalen Wert für die Hautoberfläche von 5,5 an. Das kann helfen, die Barrierefunktion der Haut zu stabilisieren.
Dazu der Faltenvergleich, den ihr oben beispielhaft im Bild seht.

Ein Blick in das abstract überrascht uns dann:

Das einzige, was statistisch signifikant war (also nicht zufällig) war die Hautdichte.

Ansonsten: "Skin surface pH and skin surface morphology did not change significantly."

Der pH-Wert der Haut hat sich nicht verändert, die Hautmorphologie (Rauhigkeit, Fältelung) auch nicht.

Auf unsere Nachfrage lautet die Antwort:
"Die Veränderungen bezüglich der Rauhigkeit waren nicht signifikant, wir sahen jedoch die Tendenz zu einer glatteren Haut. (Anmerkung von uns: selbe Begründung für pH-Wert). Bei kleineren Fallzahlen verhält es sich oftmals so, dass keine Signifikanzen errechnet werden können. Die Grafiken zeigen aber den Trend zu weniger Rauheit."
Ja, wie jetzt, erst wird eine wissenschaftliche Studie entworfen, dann hart statistisch getestet, um zu überprüfen, ob ein Effekt echt ist oder mit großer Wahrscheinlichkeit Zufall. Dann sagt der statistische Test: Nö, ist Zufall. Und dann wird einfach gesagt: Na egal, der Trend ist ja zu erkennen.

Hallo?! Da kann der Effekt, wenn es ihn denn gibt, nicht all zu groß sein, sagt einem da unser statistisches Fachwissen (Danke, Herr Wilm)

Aber nehmen wir mal an, Fachinger, nein, Frau Kerscher und ihre Mitarbeiter hätten mehr Personen genommen, und es wäre alles signifikant geworden. Vielleicht hätten die Personen auch einfach nur mehr (noch mehr) trinken müssen?

Wie auch immer. Wenn das alles so geklappt hätte und signifikant raus gekommen wäre. Was sagte uns das dann?

Sagte uns das: Staatl. Fachingen könnte toll für die Haut sein?

Klar.

Sagte uns das: Staatl. Fachingen könnte toller für die Haut sein als andere Wässer oder schnödes Leitungswasser?

Nein.

Denn dann hätte man Kontrollgruppen haben müssen, die Leitungswasser und andere Wässer trinken müssen (Apollinaris, Gerolsteiner, Bonaqua usw.). Also eine Vergleichsstudie.

Frau Erbrich: "Eine Vergleichsstudie ist geplant."

How, how, how! Wir sind gespannt. Und bis dahin, behaupten wir mal: Staatl. Fachingen ist nicht besser oder schlechter für die Haut als andere Wässer, dafür teurer.

Und: Schon mal darüber nachgedacht, was es heißt jeden Tag drei Flaschen oder mehr Wasser zu trinken?

Stellt Euch das mal vor. Nur für schöne Haut. Die zwar nicht weniger Falten hat, dafür aber praller und frischer aussieht, (wie misst man eigentlich frischer aussehen? Praller und frischer soll sie sein, weil die Hautdichte signifikant zugenommen hat).

However, wie es in wissenschaftlichen Paper immer so schön heißt ...

... und: "Further research is needed." (engl. für: Da muss noch mehr geforscht werden).

Liebe Fachinger, netter Versuch, aber ...

Wir machen erst mal Mittag.

Prost, Mahlzeit

(Martin, machst Du mal die zwei Biere auf!!)

Nachtrag 1:
Ach so, vor lauter Erklärerei haben wir jetzt ganz vergessen: Auch wenn die Hautdichte signifikant zunimmt: Alles andere hat sich nach vier Wochen staatlicher Trinkkur nicht verändert (Trends gibt es nicht in der Statistik). Die Werbung verspricht mal wieder mehr als sie halten kann. Das nötigt uns gerade zu, auch wenn es uns wirklich immer wieder weh tut (nicht wirklich).

Stimmt mit uns ein für Staatl. Fachingen, das Wasser, das glaubte: "Warum eincremen, wenn man es trinken kann!" in ein welt- und markerschütterndes, bis in die Marketinghallen in Fachingen an der Lahn (eigentlich der MSH AND MORE Werbeagentur GmbH in Köln) schallendes:

Alarmstufe Rot!  !PLAZEBOALARM!

Nachtrag 2:
Liebe Fachinger,
macht doch einfach nochmal eine Studie mit mehr Probanden, damit auch die nötige "Power" erreicht wird (Die Statistiker unter unseren Lesern wissen, was gemeint ist.) - vielleicht bei der Vergleichsstudie ...
...........................................................................................

Sauerstoff-Bäuerchen


Alarmstufe Rot!  Sie versuchen es ja immer noch. Dabei ist das Thema doch längst durch: Sauerstoff in Mineralwässern.

ActiveO2

Während in Deutschland die ersten Sonnenstrahlen den Frühling erahnen lassen, rast im Adelholzner Active O2 TV-Spot ein olymischer Bobfahrer durch den Eiskanal, um für den Powerstoff mit Sauerstoff zu werben: Wasser, das mit der 15-fachen Menge an "natürlichem Sauerstoff" gegenüber normalem Mineralwasser angereichert ist.

Die Idee dahinter, so der Werbetext auf der Adelholzner-Seite:
"Mit Sauerstoffwasser wird gezielt das sauerstoffarme, venöse Blut angereichert. Der aus dem Wasser gelöste Sauerstoff dringt durch die Magenwand in die Blutgefäße des Bauchraums, welche die inneren Organe der Bauchhöhle, insbesondere die Leber, mit der Extraportion Sauerstoff versorgt. ...

Damit ist Sauerstoff maßgeblich für unsere geistige und körperliche Leistungsfähigkeit verantwortlich."
Gähn.

Wenn wir also mal wieder ermattet und übermüded (Sauerstoff-Mangel!) am Schreibtisch sitzen, hilft uns Sauerstoffwasser die Reserven auszugleichen.

Nochmal Gähn.

Wir verweisen erstens auf folgenden Artikel, den einer unserer Autoren vor fast fünf Jahren recherhiert hatte, damals zum Sauerstoffwasser Oxivit.

Sauerstoff aus dem Wasser über den Magen aufzunehmen, veranlasste damals einen der Experten zu dem Spruch: "Wir sind doch keine Fische."

Und selbst wenn das klappen sollte, gilt nach wie vor folgende Aussage: "Die Konzentration des gelösten Sauerstoffs ist einfach zu niedrig, um physiologisch relevant zu sein." Denn: Schon bei einem einfachen Spaziergang durchströmt stündlich tausendmal mehr Sauerstoff den Körper als er durch die empfohlene Tagesmenge an Sauerstoffwasser über den Magen aufnehmen würde.

Oder andersherum (wie in einem Bericht der Lebensmittelüberwachung Baden-Württemberg im letzten Jahr sehr schön beschrieben):
"Zur Aufnahme der gleichen Sauerstoffmenge, die innerhalb einer Stunde eingeatmet wird, müssten z.B. mehr als 400 Liter "Sauerstoffwasser" mit einem theoretischen Gehalt von 150 mg/l getrunken werden." (Anmerkung von uns: keines der Wässer auf dem Markt hat mehr als 60 mg/l, das macht dann umgerechnet sogar rund 1000 Liter oder 120 Kästen á zwölf 0,7 Liter Falschen.).
Und wer denkt: "Naja, es ist ja wenigstens ein gutes Wasser.", den müssen wir auch enttäuschen. Denn Mineralwasser darf gar nicht mit Sauertstoff angereichert werden, nicht mal bei schnödem Tafelwasser ist das erlaubt, wie man bei der Lebensmittelüberwachung Ba-Wü nachlesen kann.

Unser Tipp: Wer unbedingt eine Extraportion Sauerstoff mit dem Wasser aufnehmen will, der soll beim Trinken von ordinärem Wasser aus dem Wasserhahn einfach ein wenig Luft mitschlucken. Das kommt auf´s selbe raus. Das Problem, das dann entsteht: Bäuerchen. Das kann man natürlich mit "echtem" Sauerstoffwasser einigermaßen umgehen - wenn es denn ein stilles Wasser ist.

Also, stimmt mit uns ein in den großen Chor, der zum Thema Sauerstoffwasser als Leistungssteigerer Firmen wie Adelholzner und Co. schallend entgegen ruft:

Alarmstufe Rot!  !PLAZEBOALARM!

...........................................................................................

Neosinos Fortsetzung

Was bisher geschah: hier und hier.

Kurz zusammengefasst wie es zwischen Neosino und Panorama weiterging.

Neosino freut sich über ein Urteil des Langerichtes Hamburg, dass Panoram untersagt bestimmte Dinge über die Neosino Produkte zu behaupten. (Pressemitteilung vom 29. März).

Panorama kontert mit einem Beitrag (der auch als Videostream zu betrachten ist). Dort bestätigt ein Experte das, was uns als Laien auch schon beim Blick auf die Gutachten aufgefallen war: Wenig zu sehen von Nanoteilchen zwischen drei und zehn Nanometern.

Auch spannend: Die Reporter besuchen die Adresse des Herstellers Sanalife in den Niederlanden, aber dort gibt es die Firma gar nicht.

Fazit des Experten, der sich die Gutachten angesehen hat:
"Im Grunde genommen kann man in der Tat sagen, das ist Sand mit ein bisschen Feinstaub darin."
Auf die Frage, ob das gesund sei lacht er und meint:
"Weiß ich nicht."
Wir würden aber gerne gerne wissen, ob das wirkt, denn auf der Neosino-Pressekonferenz meinte der Gründer und Vorstandsvorsitzende Edmund Krix:
"Nanotechnologie ist überall drin. Aber wir erhöhen einfach die Prozentzahl der Nanoteilchen, die da sind, um dafür neue oder bessere Wirkung zu erzielen."
Können Sie uns das bitte mal belegen, Herr Krix?

Wir haben einfach mal eine E-Mail an Neosino Nanotechnologies geschickt. Mal sehen was zurückkommt.

Demnächst mehr, hier bei !PLAZEBOALARM!
...........................................................................................

Ermittlungen gegen FC Bayerns Leistungsförderer

Das könnte eng werden für die Neosino AG, den Hersteller der Neosino Produkte, die angeblich mit Nanomineralien ihre Wirkung entfalten.

Die Deutsche Presse Agentur meldet heute, dass gegen Neosino durch die Staatsanwaltschaft Darmstadt ermittelt wird (kein Link, weil wir heute mal die Allerersten sind, die darauf verweisen).
"Anlass seien Medienberichte und eine anonyme Anzeige gewesen; der Vorwurf laute auf Kapitalanlagebetrug, sagte ein Sprecher der Behörde am Dienstag ... ."
Die Neosino AG war im Januar an die Börse gegangen.

Das Gesundheitsmagazin Gute Pillen - Schlechte Pillen hatte letztes Jahr bereits auf die Nanomineral-Connection von Neosino, FC Bayern und DSB hingewiesen.

Das TV-Magazin Panorama hatte zuletzt berichtet, dass die Nanomineralien nicht mal so klein seien wie auf der Packung versprochen. Das hatte eine einfach Untersuchung unter dem Mikroskop eines Max-Planck-Forschers ergeben. Neosino widersprach dem Vorwurf (Pressemitteilung vom 10. März, auf der neosino-Hompage unter Pressemitteilungen).

(Was uns auffällt: Der Link zu den Neosino-Gutachten über die Größe der Inhaltsstoffe in der Rubrik "Informatives" auf der Homepage ist derzeit inaktiv.) (inzwischen schon, siehe Nachtrag)

Neosino wirbt vor allem damit, dass der FC Bayern München die Mittel verwende. Der Deutsche Sportbund (DSB) empfiehlt die Produkte, was Neosino mit einem Emblem auch jedem mitteilt.

Der Beleg einer Wirksamkeit beschränkte sich bisher vor allem auf Erfahrungsberichte des Sportarztes des FC Bayern München Müller-Wohlfahrt, der aber in bezahlten Diensten der Firma steht.

Nachtrag:

Die Neosino AG schlägt gleich heute mit mehreren Gutachten zurück. Ihre Produkte enthielten sehr wohl Mineralien im Nanometer-Bereich, wie Sie auf einer Pressekonferenz bekannt gab (Pressemitteilung vom 28. März auf der neosino-Homepage unter Pressemitteilungen).

Gleichzeitig wirft Sie dem Experten des Panorama-Berichtes vor, nicht neutral zu sein.
"Der von Panorama als Gutachter beauftragte Prof. Dr. Markus Antonietti ist gemäß öffentlicher Quellen zudem Gesellschafter der Oxidion GmbH i.G., die sich mit der Produktentwicklung und Herstellung von Nanopartikeln befasst ..."
Wir sind gespannt wie Panorama reagiert.

... und weisen nur noch mal darauf hin, dass es bisher unseres Wissens nach keinen wissenschaftlich unabhängigen Beleg für die Wirksamkeit der Mittel gibt.

Nachtrag 2:

Nach einem ersten Blick in die Gutachten fällt uns auf:

Es gibt zwar die Aussagen "Ja, es gibt Teilchen im Nanometerbereich." Aber in einem Gutachten fanden sich keine Teilchen eindeutig unter zehn Nanometer. Nicht dass wir Haarspaltereien betreiben wollten, aber laut Panorama steht auf den Neosino-Produkten due Teilchen wären zwischen 3 und 10 Nanometer groß.

In einem anderen Gutachten taucht bei einigen Produkten immer wieder der Hinweis auf, dass mineralische Strukturen optisch nicht nachweisbar seien. Auch gibt es die Aussagen, dass nur wenige Teilchen unter zehn Nanometer zu sehen wären.

Das fiel uns nur beim Blick auf die Schnelle auf. Jetzt ist Panorama dran.

Wie die Bayer AG zur Neosino AG steht würden wir natürlich auch gerne wissen. Von Bayer stammt eines der Gutachten.
...........................................................................................

FC Bayern und seine Leistungsverstärker

Okay, jetzt hängt es an der großen Glocke, wir ärgern uns, dass wir uns nicht direkt an die Recherche begeben haben im letzten Jahr, aber so bekommt es wenigstens Breitenwirkung: Wovon wir reden? Von Neosino und dem FC Bayern.

Kurz: Die Nahrungsergänzungsmittel mit Namen Neosino haben einen Empfehlungsstempel vom Deutschen Sportbund und werden angeblich von den Profis des FC Bayern München genutzt. Physiotherapeut Müller-Wohlfarth erklärt, dass die Bayern Stars durch Neosino viel weniger Muskelverletzungen hätten.

Das ARD-Magazin Panorama hat am Donnerstagabend darüber berichtet. Heute macht es auch nochmal Spiegel Online. Ein Max-Planck-Forscher hat die Größe der Pulverpartikel untersucht, weil Neosino angeblich Partikel im Nanometerbereich enthält. Das soll die Aufnahme im Körper erleichtern. Der Max-Planck-Forscher hat sie unter´m Mikroskop vermessen. Fehlanzeige. Sind viel größer.

Bisher hat noch niemand nach Untersuchungen gefragt, die die Wirkung der Mittel belegen. Müller-Wohlfahrts Aussagen in allen Ehren: Er hat einen Beratervertrag mit der Neosino-Firma. Und es gibt noch weitere Verbandelungen untereinander. In Köln nennt man das Klüngel.

Die Neosino AG ist sauer, logisch, sind ja gerade erst and die Börse.

Dass das Mittel den Bayern angesichts der blamablen Leistung gegen Mailand auch nichts hilft, den Gag sparen wir uns jetzt aber ...

Auf eines wollen wir aber hinweisen: Die Ersten, die auf diese eigenartige Verbandelung von Wirtschaft, Fußball und Nahrungsergänzungsmittel-Hersteller hingewiesen haben waren (nein, leider nicht wir, sondern..) die Jungs und Mädels von Gute Pillen-Schlechte Pillen (bzw. vom arznei-telegramm) und zwar schon im vergangenen Jahr.

Da sie aber noch nicht in so großer Auflage erscheinen, haben es wohl nur ein paar Journalisten mitbekommen.

Ehre wem Ehre gebührt.

Gentlemen! Eure Gläser.
...........................................................................................

Frauenzeitschriften sind ein Paradies

Das ist uns ja jetzt erst aufgefallen.

Frauenzeitschriften sind ein Paradies für Menschen wie wir es sind, ständig auf der Suche nach scheinwissenschaftlichen Erklärungsmustern und Belegen. Dass uns das erst jetzt auffällt, liegt natürlich daran, dass wir schlicht nicht zur Zielgruppe von Frauenzeitschriften gehören.

Frauenzeitschriften sind ja gespickt mit Anzeigen für Produkte, die ihre propagierte Wirksamkeit mit (Schein-)Wissenschaft belegen.

Allein in der aktuellen Brigitte gibt es gleich sechs Werbeseiten, in denen die Wirksamkeit von was auch immer mit Umfragen und klinischen Studien oder Aussagen von 'Wissenschaftlern' belegt werden.

Auch einen alten Bekannten finden wir da: Prof. Klenk aus der Alpecin-Werbung für das Coffein-Haarwaschmittel gegen Haarausfall. Diesmal unterstreicht er die Wirksamkeit eines Haarwaschmittels namens Plantur 39 speziell für Frauen in den Wechseljahren.

Da müssen wir natürlich nochmal nachfragen, demnächst. Und wen wir uns besonders anschauen wollen: Die erste "neutrale, wissenschaftliche Studie", die beweist, dass Staatlich Fachingen Mineralwasser die Haut schöner macht: praller, elastischer und frischer.

Wir gehen da natürlich ganz unvoreingenommen ran (Nein, kein Ironie-Smiley).

Demnächst mehr, hier bei !PLAZEBOALARM!

P.S. Mal sehen was es sonst noch in anderen Frauenzeitschriften zu finden gibt. Und überhaupt: Es gibt ja jetzt auch Männerzeitschriften. Was mag da wohl so alles "wissenschaftlich bewiesen" werden?
...........................................................................................

Status

Online seit 6947 Tagen
aktualisiert: 12. Dez, 12:22
... login

Suche

 

Aktuelle Beiträge

Diskreditierung
Warum die Studie eines Mannes schlecht sein soll, weil...
Edwar Wait - 12. Dez, 12:21
Na, wo ist die Kritik?...
Mir liegt die Studie aus dem Jahr 2003 ebenfalls vor,...
Edwar Wait - 12. Dez, 12:10
Sollen wir den Saft kaufen...
BITTE BEACHTEN: Ich habe die Geschichte zu Cellagon...
marcus_ 6. Nov, 13:53
Sollen wir den Saft kaufen...
BITTE BEACHTEN: Ich habe die Geschichte zu Cellagon...
marcus_ 6. Nov, 13:51
Der Saft, der uns die...
BITTE BEACHTEN: Ich habe die Geschichte zu Cellagon...
marcus_ 6. Nov, 13:50
Cellagon 2: Eine Studie...
BITTE BEACHTEN: Ich habe die Geschichte zu Cellagon...
marcus_ 6. Nov, 13:45
Wie Placebo wirklich...
Mit Gruß tom-ate
tom-ate - 21. Apr, 21:45

Credits