Mythen des Alltags

Jod S11-Körnchen mit TAED-System

Ihr merkt schon: zäh ist es hier immer noch. Die Finger fliegen für die Brotjobs. Aber wir wollen wenigstens eine der Geschichten auflösen, die wir letzte Woche versprochen hatten.

Für unsere Geld-verdien-Geschichte über "Wissenschaft in der Werbung" (die zum Beispiel hier erschienen ist), stießen wir bei unseren Recherchen natürlich auch auf den Waschmittelklassiker TAED-System und die legendären Jod S11-Körnchen.

"Wissenschaft oder pures Marketing?", war die Frage.

Um es kurz zu machen: TAED-System ist echt, wie ein einfacher Blick in die Wikipedia zeigt.

Und Jod S11-Körnchen? Der Zusatz S11 suggerierte immer, es handle sich um ein ganz spezielles Jod, dass man nur bekommt, wenn man den gefiederten Freunden Trill zum Naschen gibt. Als wäre Jod S11 eine Bezeichnung gemäß einer international anerkannten Nomenklatur für chemische Elemente (oder so ...).

Das weltweite Netz hat die Sache natürlich längst geblickt, schießt aber über das Ziel hinaus: Das S stehe für Sonnenblumenkerne und die 11 schlicht für die Anzahl der Buchstaben des Wortes Sonnenblume. (Ist ein bisschen schwer zu verlinken, Erläuterungen gibt´s aber zum Beispiel hier und hier, man muss ein bisschen Suchen, vielleicht einfach indem man Jod in die Seitensuchfunktion eingibt.)

Wir haben einfach mal Masterfood nachgefragt. Bettina Klausen von der Presse- und Öffentlichkeitsabteilung antwortet wie folgt:
"Die Spekulationen im Internet sind natürlich recht amüsant, die korrekte Auflösung lautet aber folgendermaßen:

Die TRILL Körnchen hießen "Jod S11" aus folgendem Grund:
  • Jod steht natürlich für Jod
  • S steht für Schilddrüse
  • 11 steht für die 11 Mineralstoffe und Spurenelemente, die wichtig für die Schilddrüsenfunktion und in den Körnchen enthalten sind."
Das Jod sei ganz normals Jod, bestätigt sie auf Nachfrage.

So profan kann die Werbewelt sein, wenn es denn stimmt. Ob die Stoffe dann wirklich wichtig für die Schilddrüse sind und tatsächlich die Schilddrüse schützen, dass ist natürlich eine ganz andere Geschichte.

Aber die erzählen wir vieleicht ein anderes Mal.
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Das überschätzte Grünzeug

Lassen uns gerade von Norah Jones` neuer Musik watteweich einlullen, mhm, ... damit der Tag etwas sanfter beginnt als sonst ... mhm ... mhm ...

GOODMORNINGVIETNAM

ESHILFTDOCHNICHTS, MANN. REIßEN SIE SICH MAL ZUSAMMEN. DA DRAUßEN WARTEN IHRE LESER AUF NEUE ERKENNTNISSE, DIE IHNEN DIE WELT ERKLÄREN, DIE IHNEN SAGEN WIE SIE DIE SCHARLATANE VON DEN ECHTEN, DEN GUTEN, DEN WAHREN UNTERSCHEIDEN, MANN! WAS IST LOS MIT IHNEN! DIE WELTBRAUCHT SIE!

och, nöö, die welt doch nicht ... mhm ... mhm ... die können das heute mal alleine ... mhm ...

WAS,MANN, SIE WOLLEN IHRE LESER ALLEINE LASSEN.DIE VERLASSEN SICH AUF SIE,MANN. JETZTKRIEGENSIESCHON IHREN BUTTERWEICHENBABAYARSCH HOCH UND BIETEN DEM FEINDDIE STIIIRN, MANN!

... och, nö, heutnich´, das kann doch mal ein and´rer machen, is´grad so schön ...

MANN, WOFÜR WERDEN SIE HIEREIGENTLICH BEZAHLT!

Eh, be -was? Hier gibts nur Luft und Liebe ... mhm ...

... (Norah Jones singt: "I´ve been thinking about you.") ... mhm. jeh, baby, jeh, jeh, baby ...


HIERGEHTSDOCHNICHTUMSGELD,MANN, EHRE, ANERKENNUNG, EINE BESSERE WELT, SCHON VERGESSEN,MANN,SIE SCHWÄCHELN!

ah, isjaschongut, mann, ... mhm ... (Norah Jones singt: "Hey, man, move slowly ...") ...jeh, baby, right, baby ...

MANN,SIE VERGESSEN SICH! IHR AUFTRAG!

ja, is ja gut, is ja gut,. Okay. Heute aber nur ein lesetipp, für alle die, die den beitrag noch nicht gesehen haben, der mit einer bekannten gewissheit aufräumt.

Sebastian Herrmans Beitrag "Die Salatlüge" steht schon seit Wochen unter den Top 5 der sueddeutsche.de-meist-empfohlenen-Artikel.

Zusammengefasst nur so viel: Das Grünzeug wird deutlich überschätzt. Dass Salat vor allem aus Wasser besteht, darauf kommt man ja noch.

Dass aber in hundert Gramm Pommes mehr Ballaststoffe sind (2,5 g) als in Eisbergsalat (1,5 g), ist doch mal eine Erkenntnis, die mal erst mal verdauen muss, oder?

Also, zum Wochenende mal ein Artikel, der mit alten Vorurteilen aufräumt.

Ist doch nicht das schlechteste, oder?

jetz´aber wieder, wohlig-kuschelige norah jones hören ...mhm ...

...mhm ...(Norah Jones singt: "You and me, me and you, in my little room ...") jeh, baby, jeh ... mhm ...

OKAY,MANN, DAS SOLL DANN AUCH GENUG SEIN FÜR HEUTE. AUFTRAG ERFÜLLT. ABTRETEN.

BISNÄCHSTEWOCHE.

... ah, bitte, nicht so schreien ... mhm ... bis nächste woche ... mhm ... jeh, baby, jeh baby, kuschel mich ein mit deiner musik ....

...mhm ... mhm ...

...mhm ....

...

(Norah Jones singt: "It´s not too late for love.")

right,baby,right ... jeh,jeh,jeeeh ...
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Mondglaube: Widerstand zwecklos

Wenn jemand einen Beweis dafür braucht, das Suchmaschinen-Meldungen für die Tonne sind, dann die hier:

Gesichtspflege nach dem Mond


Bei der Hautpflege soll man sich nach dem Mond richten, meldeten die YAHOO-Nachrichten im Wissenschaftskanal.

Die Quelle wird wieder nicht angegeben, wie es schon einmal passierte, als Yahoo eine Meldung verbreitete, die sie von einer Agentur übernommen hatte, die bei uns abgeschrieben hatte.

Was von all dem Mondgequatsche zu halten ist, erklärt die sueddeutsche.de. Markus C. Schulte von Drach interviewt den Soziologen Edgar WUNDER von der Uni Heidelberg.

Das unsere ganze Arbeit vielleicht ins Leere läuft, macht Wunder mit folgendem Statement klar:
"Die Argumentation ist ja immer wieder die, dass man selbst die Erfahrung machen muss. Die Autoren pflegen eine gewisse Wissenschafts-Ferne oder sogar –Feindlichkeit.

Es heißt da: „Ich habe das selbst erfahren. Wenn Sie es nicht glauben, dann haben Sie es offenbar nicht erfahren. Also sollten Sie sich mal endlich der Erfahrung aussetzen.“

Und Widerspruch ist zwecklos. Es gibt dort gar kein Interesse, die Behauptungen einmal systematisch zu überprüfen. Das ist aber notwendig, denn subjektive Eindrücke sind nicht sonderlich zuverlässig."
Egal: Wir machen weiter ... und wenn wir die letzten sind, die an die Kraft der Überzeugung glauben ...
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Der ewige Mythos vom Eisbärenfell

Wenn es um Eisbären geht, wird garantiert die Geschichte mit dem Bärenfell erzählt, die zeigt, was für ein genialer Ingenieur die Natur ist.

Auf schwarzer Haut sitzt weißes oder (eigentlich farbloses) Fell, dessen einzelne Haare wie eine Glasfaser das Sonnenlicht bis auf die schwarze Haut leiten, wo das Licht in Wärme umgewandelt wird. Ein Leben im Eis wird möglich. Genial, was die Evolution zustande bringt.

Gerade gestern (Sonntag) gab es dazu einen Beitrag in der ARD, bei W wie Wissen mit Ranga Yogeshwar. Ein W wie Wissen-Autor erzählt die Story der Bärenhaare mit Glasfasereigenschaften, plus "Hohlräume in den Haaren", die ein wärmedes Luftpolster bilden.

Was wäre die Geschichte, wenn es nicht auch einen genialen Designer (nicht der Große) gäbe, der sich die Prinzipien der Natur abguckt und zum Nutzen der Menschheit verfügbar macht (beliebtes Buchthema Bionik).

Im Bärenfell-Fall ist dies Thomas Stegmaier vom iTV Denkendorf. Er hat gemeinsam mit Kollege Heinrich Planck zumindest die Hohlfasern nachbauen können. Nur das mit dem Lichtleiten ist noch ein Problem, wie Planck im TV-Beitrag erklärt.
"Wir können zwar die Isolierung nachbauen, aber wir haben noch keine Faser entwickeln können, die wie das Eisbärenhaar das Licht zielgerichtet auf die Haut leiten kann, das ist schwierig."
Warum das nicht klappt, könnte eine einfache Erklärung haben: Das mit dem Lichtleiten des Eisbärenfellhaares ist totaler Quatsch, der nur schon seit Jahren immer wieder erzählt wird.

Wie wir drauf kommen? Im Magazin New Scientist vom 11. November schreibt Duncan Graham-Rowe auf S. 31 in einem kleinen Kasten mit dem Titel "Polar Bears inspire hot idea" im Hauptbeitrag "Take a leaf out of nature´s book to tap solar power" ziemlich uneingeschränkt:
"In the 1980s, resaerchers suggested that the white hairs of polar bears acted as optical fibres to guide sunlight down to the bears´black skin, where it would be absorbed as heat. This has since been shown to be false, but the idea inspired Thomas Stegmaier ..."
Wer sich schnell einmal umschauen will zum Thema Eisbärenfell-Mythos, dem empfehlen wir folgende Seiten (alle auf Englisch):

Eine kurze Zusammenfassung hier.

Der Wissenschaftler, der sich vor allem mit der Aufklärung des Mythos befasst hat, ist offensichtlich Daniel Koon. Seine Seite zum Thema findet sich hier.

Er schreibt:
"Polar bear hair does NOT behave fiber optically, either in the ultraviolet as originally claimed, or in the visible. ..."
Thomas Stegmaier meint übrigens auf Anfrage:
"Die Aussagen der Literatur und der Wissenschaftler, die die Lichtleitung gemessen haben, gehen tatsächlich auseinander. Wir selber haben dies nicht gemessen.

Letztendlich kann ich Ihnen auch keine Klarheit geben, was nun richtig ist und was nicht. Es ist sehr mühsam, sich durch zwei Jahrzehnte Literatur und Internetaussagen zu arbeiten, um eine klare Aussage zu erhalten. Wir planen in den nächsten Tagen hierzu noch einen kleinen Test.
"
Wir sind gespannt. Und warten auf den Nächsten, der den Mythos weiter verbreitet (Wäre uns bis vor kurzem auch passiert).

Nicht schlecht für den Anfang der Woche, oder?

Zusatz:
Während die deutsche Wikipedia in ihrem Eisbär-Artikel (verlinken klappt nicht) selbstsicher behauptet: "... Die einzelnen Haare des Eisbärenfells (...) leiten das Sonnenlicht und dessen Energie ungehindert auf die schwarz gefärbte Haut. ...", (wurde aufgrund unserer Recherche gestrichen) ist die englische Wikipedia vom Gegenteil überzeugt: " ... The hair does not have fiber-optic properties, nor does it transmit light or heat to the skin (an urban legend). ...".

Wie das wohl in anderen Sprachversionen aussieht?
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Hascherei mit Mozarts Effekt

Die lieben Leser von sciblog.at mal wegsehen, ihr kennt das schon ...

Während wir Erna Bergers Koloratur in "Der Hölle Rache ..." aus Mozarts König der Nacht lauschen, fällt uns ein, dass wir unsere Leser noch auf etwas zum Thema Mozart Effekt hinweisen wollten.

Seit Mitte der 90er Jahre hört man werdende Mütter, wie sie sich darüber unterhalten, mit welcher Musik sie denn das Ungeborene beschallen, damit aus ihm wenigstens ein Nobelpreisträger wird. Alles nach dem Motto: "Klassische Musik schon in Mutters Bauch macht klug." ... is´wissenschaftlich erwiesen ....

Die erste wissenschaftliche Arbeit dazu erschien 1993 in Fachmagazin Nature und die Mutter des "Mozart Effektes" ist sozusagen die Musikpsychologin Frances H. Rauscher. (Der Begriff stammt übrigens nicht von ihr, sondern ist eine echte mediale Erfindung, den sich inzwischen jemand anderes unter den Nagel gerissen hat und als Warenzeichen hat eintragen lassen.)

Im immer wieder wunderbaren österreichischen Wissenschaftsmagazin heureka hat Klaus Taschwer die Musikpsychologin interviewt. Und Schwangere erhalten auch eine klare Antwort auf die viel gestellte Frage:
"Schwangere wollen immer wieder von mir wissen, was sie ihren Babys zu hören geben sollen. Es ist aber unsinnig, den Bauch direkt mit Musik zu beschallen, weil das die Schlafrhythmen des Babys durcheinanderbringt."
Das ganze Brimborium um den "Mozart Effekt" und die "Macht der Musik" beschreibt Taschwer in einem begleitenden Artikel. (Dort gibt´s auch einen Link zum Original-Artikel Rauschers in Nature.)

Hier auch noch mal in der Süddeutschen Zeitung von der wie immer kompetenten Wiebke Rögener.

Lesen, lesen, lesen und klug werden. Und wer dabei Mozart hören will, soll das gerne tun.

Wir haben jetzt Lust auf AC/DC.

THUNDER ... ahahahaahahahaaha .... THUNDER
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Vitamin C: Nein, nein, nein

Nur noch mal zur Erinnerung, weil die Johannes B. Kerner Show gestern abend offenbarte – als die neue Ausgabe des Stiftung Warentest-Ratgebers Selbstmedikation vorgestellt wurde – dass sich Folgendes noch nicht wirklich herum gesprochen hat:

Vitamin C zusätzlich eingenommen gegen Erkältungen bringt nichts. (Für diejenigen, die die klare Ansage lieben/brauchen/wollen.)

In ordentlich heißt das
: Nach derzeitigem Wissensstand gibt es keine methodisch guten wissenschaftlichen Untersuchungen, die belegen, dass Ascorbinsäure/Vitamin C zusätzlich in Form von Pulvern/Tabletten etc. eingenommen zur Vorsorge oder als Therapie gegen Erkältung wirkt (außer evtl. vielleicht bei Extrem-/Leistungssportlern, die wir fast alle nicht sind).

Es bringt nichts Pülverchen oder Tabletten vorher einzunehmen, und währenddessen ist es so gut wie ein Plazebo.

Wer uns die nötige Autorität abspricht, kann es auch bei Christoph Drösser in der ZEIT-Rubrik "Stimmt´s" nochmal kompakt nachlesen.

Wer es umfassender zum Thema "Was hilft bei Erkältung?" haben will, den verweisen wir mit Freuden an die lieben Kollegen von "Gute Pillen - Schlechte Pillen".

Und wer es richtig wissenschaftlich will, der kann sich zum Beispiel mal einen wissenschaftlichen Originalartikel in Englisch reinziehen, wie diesen hier im frei zugänglichen Fachmagazin PLoS Medicine.

Und kommt jetzt bitte keiner mit: "Aber bei mir hat´s geholfen." Dem empfehlen wir diesen Blog hier.
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Freitag, der sowas von 13.

Geben Sie sich heute, am Freitag, dem 13., dem totalen Unglück hin. Genießen Sie es, wenn Sie schon morgens mit dem falschen Bein aufstehen, das Butterbrot auf die Maragarine-Seite fällt und Sie den Bus/die Bahn/den Flieger verpassen, weil Sie den Morgenkaffee auf Ihr frisch gebügeltes weißes Hemd verschütten, der Schuhbändel beim Zuschnüren reißt und Ihnen auf halber Strecke einfällt, dass Sie den Haustürschlüssel vergessen haben.

Nicht ärgern, nicht fürchten, wundern! Denn heute ist einer dieser besonderen Freitage, die auf einen Dreizehnten fallen (richtige Pural-Konstruktion, Ihr Jungs und Mädels von der Google-Group de.etc.sprache.deutsch? Ja, wir sehen Euch ;-)). Geben Sie dem Tag die Schuld, denn dafür ist er da, der heutige Freitag, der sowas von Dreizehnte.

Sie fragen, warum er heute so besonders ist? Dann haben Sie offensichtlich folgenden Beitrag zwei Einträge weiter unten übersehen ...

Viel Glück heute.
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Der totale Unglücks-Horror

Heute mal wieder was für die Freunde der Zahlen-Mystik.

Dieser Freitag muss der totale Horrortag werden. Es ist nicht einfach nur irgendein Freitag, der 13. Es ist einer dieser Freitage, der 13. (Pural?), der die Unglückszahl doppelt in sich trägt. Denn die Quersumme (mal wieder) des 13.10.2006 lautet:

1+3+1+0+2+0+0+6=13

Aber es kommt noch dicker, wie uns die FH Aachen gestern schon mitteilte (in einem Anflug zeitlicher Schizophrenie, denn sie schrieb in der Pressemitteilung, die am Mittwoch, den 10. Oktober, veröffentlicht wurde: "Der heutige Freitag nun ist sogar ein ganz besonders unheilvoller Tag."

Presseabteilungsmitarbeiter müssen immer wieder mal zu einem zeitlichen Spagat fähig sein: früh ankündigen, damit die Journalisten und Redakteure Zeit genug haben, etwas einzuplanen, und trotzdem so tun, als wäre die Meldung auf den Tag veröffentlicht, damit der Text gegebenenfalls einfach kopiert werden kann (kein Vorwurf, nur eine Erklärung).
)

Zurück zum Thema:

Also, nicht nur einfach Unglück durch Freitag, den 13., sondern auch Quersummen-Pech.

Aber, und das hat der FH-Aachen Professor Herr Hemme ausgerechnet, es kommt, wie schon gesagt, noch dicker, wie uns die Presseabteilung verrät:
"Dieses Jahr hat sogar zwei von diesen doppelt unheilvollen Tagen: den 13. Januar und den 13. Oktober. Sie machen 2006 zum Superunglücksjahr."
Das letzte Mal, dass ein Freitag auf einen Dreizehnten fiel und gleichzeitig sein Datum die Ziffernsumme 13 hatte, war am 13. Januar 1520 und das nächste Mal wird es erst wieder am 13. Mai 2011 geschehen, hat Physiker Hemme ausgerechnet.

Noch seltener seien die Superunglücksjahre mit zwei solchen Tagen. Das letzte Jahr war 1430 und das nächste Jahr wird 2051 sein.

Fazit der Presseabteilung: "Zum Glück aller Abergläubischen sind die Superunglückstage also ausgesprochen selten ...".

Herr Hemme hat für diese mathematische Spielerei gerade mal zehn Minuten gebraucht, wie er uns erzählt hat. Er macht so etwas öfter, wie z.B. Leser von Bild der Wissenschaft (Das Preisrätsel für Denker) wissen.

Übrigens: Sollte irgendwo statt 1430 1411 stehen, habt ihr jemanden erwischt, der die Pressemitteilung nicht mehr gegengecheckt hat (kann ja passieren in der Hektik). Herr Hemme hat uns erzählt, der kleine Fehler sei wohl beim Kürzen entstanden ...

Aber noch ist ja Zeit, es ist ja erst Mittwoch am Vormittag (wenn ihr das jetzt Donnerstags lest, müsst ihr daran denken, dass das hier gestern (von Euch aus betrachtet) geschrieben wurde ... so ähnlich ist es, wenn man in einer Presseabteilung arbeitet, nur zeitlich umgekehrt)

Genug der Zahlenspielerei, Unglücksprophezeiungen und durch-die-Zeit-gehoppse.

Vamos a la playa, muchachos!
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Noé: Zeitungshoroskope sind nur Unterhaltung

Nur für´s Protokoll:

Zur Aussagekraft von Horoskopen in Zeitungen sagte Winfried Noé, Astrologe, in der Sendung Menschen bei Maischberger, 22. August 2006, 22:45 Uhr, Thema: Esoterik, Lebenshilfe oder Psychofalle:
"Zeitungshoroskope sind Unterhaltung."
Winfried Noé wird als Deutschlands bekanntester Astrologe gepriesen. Unter anderem äußert er sich auch immer wieder in Deutschlands großem Boulevardblatt BILD. (Wahrscheinlich aber auch auf allen anderen Boulevards.)

Die Frage, die Sandra Maischberger stellte, war: "Was sagen, Sie zu Horoskopen am Telefon oder in der Zeitung?" Zuvor hatte es einen Beitrag über Horoskop-Telefondienste gegeben, in dem der Fall eines Musikproduzenten geschildert wurde, der Tausende Euro dafür zum Fenster hinausgeworfen hatte.

Noé druckste zunächst etwas herum, da sein Foto regelmäßig das Zeitungshoroskop einer großen deutschen Zeitung ziert. Sinngemäß meinte er zunächst: "Ich bin da in einem gewissen Konflikt."

Maischberger: "Ja, ich weiß." (oder war´s "Ja, das sehe ich."?)

Schließlich lässt er sich zu obigem Zitat hinreißen, mit dem Verweis darauf, wie Zeitungshoroskope enstanden sein sollen:

Gedächtnisprotokoll
Eine Frau wollte vor rund hundert Jahren (?) wissen, ob sie auf der Überfahrt von Amerika nach Europa gefahrlos heiraten könne. Sie ging zu einer Astrologin, die ihre bescheinigte, dass alles in Ordnung ginge.

Die Kundin bezahlte die Astrologin sehr gut, worauf hin diese die Daten noch etwas tiefer gehend analysierte. Dabei entdeckte sie, dass es tatsächlich gar nicht so gut bestellt sein wird um die Hochzeit auf dem Schiff.

Weil ihre Kundin aber schon unterwegs weg war (aber noch nicht auf dem Schiff?), entschloss sich die Astrologin zu einem ungewöhnlichen Schritt: Sie setzte eine große Annonce in die Zeitung, mit dem Hinweis, die Frau, die auf dem Schiff heiraten wolle, solle dies auf keinen Fall tun.

Der Herausgeber oder Chefredakteur der Zeitung sah das und erkannte das Potenzial des Ganzen. Er beauftragte die Astrologin, Analysen für alle seine LeserInnen zu erstellen. Das Zeitungshoroskop war entstanden.
So sagt es zumindest Winfried Noé.

Er sagte übrigens auch in der Seendung: "Die Zukunft kann man nicht vorhersagen."

Berechtigte Gegenfrage Maischbergers: "Aber warum tun Sie es denn dann die ganze Zeit?"

Leider gab es keine wirkliche Antwort von Deutschlands Chefastrologen.

Er steht sowieso mehr auf Persönlichkeitsbeschreibung anhand der Sterne. Uns fällt dazu nur das hier ein.

Zusatz:
Uns interessiert in dem Zusammenhang, was Astrologen, die ja auch viel mit den Planeten arbeiten (Planetenstellungen, Aszendenten, Häuser etc.) eigentlich zu dieser ganzen Diskussion um die Definition eines Planeten sagen.

Betrifft sie das nicht auch irgendwie, wenn es statt neun plötzlich zwölf Planeten in unserem Sonnensystem gibt?

ZusatzNachtrag:
... und da waren es statt zwölf nur noch acht Planeten.
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Der 7-Grad-Celsius-Gummi-Unsinn

7 Grad Celsius. Das ist die Grenze. Darunter werden Sommerreifen-Gummimischungen steinhart. Folge: Der ‚Grip’ geht verloren und damit die Fähigkeit den Wagen auf der Straße zu halten. Unfallgefahr. Lebensgefährlich. Also, unbedingt Winterreifen aufziehen.

Diesen Rat hören und lesen wir in diesen Tagen natürlich überall wie jedes Jahr (seit wann eigentlich genau?). Das ist einer dieser kurzen, handfesten Tipps fürs alltägliche Überleben. Ein Blick auf das Thermometer (inzwischen ja mit digitaler Nummernanzeige): „Oh ha, es hat 6,8 Grad Celsius. Ich muss die Reifen wechseln.“

Lassen Sie es. Das heißt, wechseln Sie schon irgendwann, nur nicht gerade, wenn das Thermometer die sieben Grad Grenze unterschritten hat. Sie können natürlich auch dann von Sommer- auf Winterreifen wechseln – wer sind wir, dass wir ihnen das verbieten wollten/könnten/dürften. Nur, was wir Ihnen mitteilen wollen: Es gibt keine überlebensentscheidende Notwendigkeit, den Reifen von Sommergummi auf Wintergummi zu wechseln mit der Begründung: „Es hat 7 Grad Celsius.“ (Falls Sie das etwa Ihrem Nachbar gegenüber begründen müssten.)

zur Pirelli-Seite

Es gibt keine Untersuchung, die das tatsächlich untermauert.

Wir schmücken uns hier mit fremden Federn. Eigentlich wäre das eine klassische PLAZEBOALARM-Nachfrage wert gewesen: „Sagen Sie mal Herr So-und-So-Reifenexperte, woher wissen Sie eigentlich, dass ab 7 Grad Celsius Sommerreifen nicht mehr funktionieren?“ Aber uns ist schon jemand zuvor gekommen.

Kollege Christian Wüst hatte das kürzlich im Spiegel (leider kostenpflichtig) mal genauer recherchiert:
Theoretisch stimmt die Thermo-These auch [dass Gummi härter wird bei sinkender Temperatur, Anmk. d. Red] – nur die Sieben-Grad-Grenze ist falsch. So früh härtet auch der Sommergummi nicht drastisch aus. "Der Sommerreifen hat entscheidende Vorteile auf trockener und nasser Straße, auch bei niedrigen Temperaturen", sagt Ruprecht Müller, Reifenexperte des ADAC. Die sieben Grad seien "völlig willkürlich" gewählt und durch keinen Testwert belegt.
Mal wieder handelt es sich um einen reinen Absatz fördernden Marketingtrick. Zu welchen Auswüchsen das führt, beschreibt Kollege Wüst auch: Pirelli wettet entlang der 7 Grad Celsius Grenze.

Gentlemen: Einen Toast auf Kollege Wüst, der in bester journalistischer Manier, so wie wir ihn bei PLAZEBOALARM verstehen, dem marketingtechnischen Unsinn die Stirn geboten hat.

Hipp hipp, Hurra.

Ober, das Hauptgericht.
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