Unsere neue Lieblingsgesundheitsseite

Wir haben übrigens eine neue Lieblingsseite für Gesundeitsinformationen. Diese Woche ging Gesundheitsinformation.de online. Wer unabhängige und verlässliche Infos über Krankheiten und Therapien sucht, dem legen wir diese Seite ans Herz.

zur Seite Gesundheitsinformation.de

Warum wir die so toll finden? (abgesehen davon, dass das Grün sich ein wenig mit unserem Rot beißt) Weil sie die erste deutschsprachige Seite ist, die konsequent die Ergebnisse der Cochrane Collaboration ins Deutsche überträgt.

Diese unabhängige Organisation sammelt sämtliche verfügbaren wissenschaftlichen Studien zu einer Therapie, trennt die Spreu vom Weizen (weil es ja auch eine Menge methodische schlecht gemachter medizinischer Studien gibt) und zieht ein Fazit anhand der gut gemachten Studien (hier Infos zur deutschen Sektion).

Gesundheitsinformation.de ergänzt die Ergebnisse der Cochrane Collaboration durch weitere Übersichtsstudien und verschafft sich selbst einen Überblick.

Entscheidend ist, dass es sich um geprüfte Medizin handelt. Was das genau bedeutet, liest der geneigte Leser am besten selbst nach. Dann wird er feststellen, was uns an der Seite auch gefällt: Die Autoren nehmen sich Raum und Zeit, dem Leser etwas zu erklären. Auch für Texte galt schon immer: Der Ton macht die Musik.

...........................................................................................

VIROXX 1: Rettung vor H5N1

Das Vogelgrippe-Virus H5N1 ist in Deutschland angekommen. Doch Rettung ist nah: Der VIROXX 1000!

Der Raumluftsterilisator schützt uns in Aufenthalts- und Warteräumen, beim Arzt, in Krankenhäusern, Altenheimen, in Hotels und Behörden. Und nicht nur vor H5N1, sondern auch vor SARS und MRSA und vor "Bakterien und Viren und Keimen"

Kurz bevor bekannt geworden war, dass das Geflügelpest-Virus Deutschland erreicht hat, hatte die Kobra-biotechnic GmbH in Pinneberg eine halbseid ..., nein, halbseitige Anzeige in der F.A.Z am 11. Februar für ihren mobilen Raumluftsterilisator VIROXX geschaltet:

Weltneuheit! Safe Air.

Yeah.

Das nennen wir ein marketingtechnisches 'Näschen'. Die Gefahr schwebt schon über dem Land, und die Kobra-biotechnic GmbH platziert prominent auf Seite 3 (tatsächlich Seite 3) ihr Produkt. Es gibt natürlich auch eine Website.

In der F.A.Z.-Anzeige heißt es:

Wirksam gegen unkontrollierte Ausbreitung von Krankheitserregern. Ihre Verantwortung für Mitarbeiter, Patienten und Gäste.

Mit VIROXX gibt es die Möglichkeit, sich zu schützen und überall Bedingungen zu schaffen, wie sie heute z.B. im OP-Bereich selbstverständlich sind.

In einer Pressemitteilung an anderer Stelle wird empfohlen, das Gerät auch im privaten Bereich einzusetzen. So steht es auch im Prospekt, den wir angesichts der heraufziehenden Bedrohung gleich angefordert hatten:

Natürlich ist VIROXX auch im privaten Bereich eine sinnvolle Ergänzung zur optimalen Raumlufthygiene.

Gott sei Dank. Die nächste Fete im Partykeller kann also auch in Zeiten des humanen Vogelgrippe-Virus entspannt durchgeführt werden.

Die Kobra-biotechnic GmbH kann auf bedeutende Quellen verweisen, die den Einsatz des fast 5.000 Euro teuren Luftsterilisators rechtfertigen. Auch wenn es sprachlich etwas holprig ist:

WHO-Experten und führende Institute warnen, die Pandemie wird kommen, dass das H5N1-Virus mutiert, so dass es leicht von Mensch zu Mensch übertragbar ist. Es ist nur eine Frage von kurzer Zeit!

Die Wirksamkeit hat das Institut für Virologie der Uni Marburg begutachtet und bestätigt - nicht für das Vogelgrippe-Virus H5N1, auch nicht für das mutierte H5N1 (klar, gibt´s ja auch noch nicht), sondern für SARS. Außerdem ist es ein vom TÜV-Rheinland geprüftes Medizinprodukt.

Und vor allem: Es baut das Sick-Building-Syndrom komplett ab.

Der von uns wenig geschätzten BamS war VIROXX auch schon aufgefallen, hatte sich aber Ärger eingehandelt. Die überaus geschätzten Kollegen des Bildblog wurden mit in den Strudel gerissen. Eine Gegendarstellung zum BamS-Artikel gab es auch schon.

BamS und Bildblog: Wir übernehmen.

Was wir uns fragen: Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Bakterien und Viren und Keimen?

Und dass wir da noch ein paar andere Fragen haben, liegt wohl auf der Hand (voll von Viren, Bakterien und Keimen).

Demnächst mehr, hier bei !PLAZEBOALARM!

Zusatz: Humor haben die Entwickler bei der Namengebung bewiesen: VIROXX war das außerirdische Virus, das die größe Bedrohung darstellte, der SUPERMANN je gegenüberstand.

...........................................................................................

Ideenklau

Abkupfern ist ja nicht selten. Wenn mir selbst nichts einfällt, schau ich halt beim Nachbarn. Mal ehrlich: Das geht uns schon seit der Schule so. Geht es aber um ganze Doktorarbeiten, Marken-T-Shirts, Kunstobjekte oder Gebrauchsgegenstände, dann ist's ein Plagiat und vielleicht sogar eines echten Plagiarius würdig. Die jüngste Preisverleihung fand vergangene Woche auf der Frankfurter Messe Ambiente statt.
http://www.plagiarius.com/awards_plag2006_2.html
...........................................................................................

Helden der Vogelgrippe gesucht

Nur um das nochmal gesagt zu haben: 'Vogelgrippe' nannte man früher 'Geflügelpest', und hat keinen Bild-Redakteur je hinter dem Ofen hervorgeholt.

Wir hatten schon mal darauf verwiesen.

Außerdem auf diese Bekanntmachung der 'Beteiligten des Informationsprozesses im Zusammenhang mit der 'Vogelgrippe' (aviäre Influenza)'.

Aber: Geflügelpest in Deutschland angekommen! Das wird wohl trotzdem niemand titeln heute.

Oder?

Hiermit starten wir den !PLAZEBOALARM!-Aufruf: Nennt uns die mutigen Seiten, die zur informationellen Deeskalation beitragen und statt 'Vogelgrippe' 'Geflügelpest' titeln. Denn: Es ist nur eine Tierseuche.

Auf Ihr wackeren Leser. Helft uns auf der Suche nach den publizistischen Helden.
...........................................................................................

Späte Party

Da müssen im Paul Scherrer Institut die Sektkorken geknallt haben: Zwei superschwere Elemente entdeckt, vermeldeten die Schweizer am 31.1.2006. Und sorgten für ein bisschen Verwirrung (siehe unser Meldung vom 2.2.2006).
Einige Medien (etwa die F.A.Z. und die Berliner Zeitung) prosteten den Forschern aus Villigen/Schweiz eifrig zu. Schließlich ist die Entdeckung neuer chemischer Elemente eine herausragende wissenschaftliche Leistung. Dem Entdecker der Elemente 113 und 115 gebührt Ruhm, und er darf diese beispielsweise nach seinem Heimatstädtchen benennen (siehe Darmstadtium, Dubnium).

Doch manche Wissenschaftler rieben sich die Augen: War die Party nicht schon vorbei? Feierte man nicht schon vor zwei Jahren? Wie unsere Recherche ergab entdeckte schon 2003 ein amerikanisch-russisches Forscherteam im russischen Dubna Hinweise auf die Elemente 113 und 115. Diese wurden Anfang 2004 publiziert und gefeiert: Der Cern Courier freute sich Superheavies extend periodic table to 115, die beteiligten Amerikaner meldeten Element 115 Has Been Discovered und auch die Russen gratulierten sich hier und hier (man muss in den russisch-englischen Dokumenten nach "115" suchen). Kurz: Jeder schlug sich heftig auf die Brust.

Was die Mitteilung des Instituts uns vorenthielt, schob Heinz Gäggeler, einer der beteiligten Wissenschaftler des Paul Scherrer Instituts (PSI) jetzt nach: Es handelt sich eigentlich um zwei Experimente. Um die Entdeckung von 2003 wasserdicht zu machen, luden die Forscher des ersten Experiments die Schweizer ein. "The later experiment intended to perform this confirmation using chemical techniques. This experiment was conducted in Dubna upon invitation by the team from the first experiment (!)", antwortet Gäggeler einer Anfrage der Zeitschrift Physics World und Plazeboalarm.

Bis zu diesem Punkt liebäugelten die Schweizer noch mit dem Entdeckerstatus. Doch als dann am 8. Februar die Neue Zürcher Zeitung das Thema mit dem Titel Bestätigung für die Existenz der Elemente 115 und 113 aufgriff - eine Wortwahl und Feststellung, die auch wir angemahnt hatten - räumte Gäggeler ein, "ich bin ebenfalls sehr unglücklich über die Headline der PSI Pressemitteilung - sie war viel zu reisserisch und ging an den Tatsachen vorbei!" (Allerdings hatte der PSI-Pressechef zuvor schon in einer E-Mail geschrieben, dass Gäggeler "die fachliche Kompetenz vertritt und die Pressemeldung so genehmigt hat.")

Bleibt die Frage, wieso das Paul Scherrer Institut genau am 31.1.2006 diese "Entdeckermeldung" heraus gibt und kräftig die Werbetrommel rührt. Die Neue Zürcher Zeitung versucht eine Antwort: "Auch wenn die Schweizer Forscher sicherlich nicht die Entdecker der Elemente 115 und 113 sind, könnte ihr Beitrag in Zukunft noch eine gewichtige Rolle spielen. Nur wenige Monate nach den Experimenten in Dubna ist es nämlich auch japanischen Physikern gelungen, einige Atome des Elements 113 zu synthetisieren. An der nächsten Sitzung der Iupac soll nun über die 'Rechte' an Element 113 und anderen superschweren Elementen entschieden werden. Bis zum 1. Februar 2006 hatten die verschiedenen Gruppen Zeit, ihre Ansprüche anzumelden. Mit Bedacht haben die russischen und amerikanischen Physiker jene Arbeit bei der Iupac eingereicht, auf der die PSI- Forscher als Mitautoren erscheinen."

Naja, vielleicht kommt so doch noch Villigen die Ehre, Namenspatron von Element 113 oder 115 zu sein.
...........................................................................................

Elementare Fehler Nr 113 + Nr 115

"Missverständlich und übertrieben" ist noch die freundlichste Bewertung einer Mitteilung des Paul Scherrer Instituts in Villigen/Schweiz. Das Institut hatte mit einer Pressemitteilung vom 31. Januar verkündet, Zwei superschwere Elemente entdeckt zu haben. Doch damit hat das eigentlich als seriös und verlässlich bekannte schweizerische Forschungsinstitut nicht nur etwas zu hoch gegriffen, sondern auch Journalisten wurden ob der Falschmeldung verärgert, F.A.Z. und Berliner Zeitung druckten sie sogar ab.

Um mehr über den Aufbau der Materie zu verstehen, unterziehen Physiker die Atome und deren Kernbausteine ziemlich großen Belastungstests. Einer ist, Atomkerne aufeinander prallen zu lassen, diese damit zu verschmelzen und immer schwerere Kerne zu produzieren. Derzeit liegt man bei Elementen mit Ordnungszahlen (=Anzahl der Protonen im Kern) von über 110. Und ist wieder einmal ein neues, noch schwereres Element erzeugt, so rauscht's im Blätterwald — will sagen: Jedem Presseorgan ist's eine Nachricht wert.

Das muss man auch beim Paul Scherrer Institut gedacht haben. Denn der Titel "Zwei superschwere Elemente entdeckt" schafft zwar Aufmerksamkeit, ist aber schlicht falsch. Wie schon Wikipedia für Element 113 und Element 115 nahelegt. Besser wäre "Nach zwei Jahren endlich: Entdeckung der Elemente 113 und 115 bestätigt".

Zwei Opfer der "Falschmeldung" habe ich gefunden: Die F.A.Z. meldet am 2.2.2006, Seite 38, unter dem Titel "Superschwere Kerne/Geburt der Elemente 115 und 113": "Gleich zwei neue schwere Elemente der Ordnungszahlen 115 und 113 hat jetzt offenbar eine internationale Forschergruppe am Kernforschungszentrum in Dubna bei Moskau nachgewiesen."

Das Kuriosum: Vor exakt zwei Jahren hat das die F.A.Z schon einmal gemeldet. Hier der Link zur Meldung vom 2.2.2004.

Und die Berliner Zeitung schreibt unter dem Titel "Zwei neue superschwere Elemente entdeckt": "Schweizer Forscher haben zusammen mit Kollegen aus den USA und aus Russland zwei neue superschwere Elemente hergestellt." Prima. Ziel erreicht.

Die Mitteilung des schweizerischen Paul Scherrer Instituts ist eher "missverständlich und übertrieben", erläuterte mir Prof. Sigurd Hofmann von der Gesellschaft für Schwerionenforschung in Darmstadt. "Das entscheidende Experiment war schon vor zwei Jahren gewesen." Das schweizerische Experiment könne man hingegen als notwendige und wichtige Bestätigung auffassen. Das ist zwar für die Forschung relevant, über die Nachrichtenschwelle der Medien kommt man damit aber mit zwei Jahren Verspätung nicht rüber.

Nun steht es der Presseabteilung des PSI (Zitat Hofmann: "Die Chemiker des PSI hätten das sicher nicht so geschrieben.") zweifelsohne frei, so lange herum zu formulieren, bis das PSI in bestem Lichte erscheint. (Eine bewußte Irreführung unterstellen wir nicht!) Doch sollten in jedem Falle gewisse Grundsätze beachtet werden, was auf PR- und Journalistenseite wohl zum Handwerk gehören dürfte. Das Wo in der Mitteilung des PSI lässt sich nur erahnen. Das Wann wird erst garnicht erwähnt, ist hier aber die entscheidende Info, um den Nachrichtenwert zu beurteilen. Wir zücken unser Stilbuch:
  • elementare Regel Nr. 113 für Pressemitteilungsschreiber: Der Text sollte klären, Wer, Was, Wo, Wann gemacht hat.
  • elementare Regel Nr. 115 für Journalisten: Der Beitrag sollte klären, Wer, Was, Wo, Wann gemacht hat.
ps. Viola Egikova, Journalistin in Russland und Präsidentin des Verbands der russischen Wissenschaftsjournalisten, hat sich über die "neuesten Nachrichten von diesem Instituts" gewundert, geärgert, geäußert: Die Experimente fanden ihren Recherchen zufolge bereits im Sommer 2003 statt. Eine Journalistenreise der European Union of Science Journalists' Associations (EUSJA) führte sie im September 2003 nach Dubna. Egikova erinnert sich, schon damals mit den russischen Forschern über die Experimente zu den Elementen 113 und 115 gesprochen zu haben.

Eine Anfrage an das Paul Scherrer Institut läuft.

Demnächst mehr, hier bei !PLAZEBOALARM!
...........................................................................................

Reich und arm

Ob die Kluft zwischen arm und reich in unserer Welt größer wird (wie meist beschrieben) oder eben kleiner (wie von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung angedeutet), hängt ganz offensichtlich von der zugrunde liegenden Statistik ab.

Allein der Aufstieg Chinas und Indiens könnte dermaßen ins Gewicht fallen, dass klar ein Trend zur Besseren ausgemacht werden könnte. Könnte. Doch wo setzt man zum Vergleich an? Bei den Nationen, oder bei jedem einzelnen Erdenbürger, der seine Haushaltskasse offenlegen müsste? Offensichtlich hängt das Ergebnis ganz einfach vom Messinstrument ab, schreibt Jürgen Kaube in der FAZ (29.1.2006). Also von der gewählten Statistik. Wie heißt es noch gleich: Glaube keiner Statistik, die Du nicht selbst gefäl...., ähm, hier ist man nun einen Schritt weiter: deren Datengrundlage Du nicht selbst solide begründet hast.

Globalisierungskritiker können also eine größere Kluft arm/reich ebenso gut herbeireden wie die FAZ eine Angleichung arm/reich aus den Daten herausliest. Ein kleines Fragezeichen müssten man fairerweise an sämtliche solcher Aussagen hängen.
...........................................................................................

Status

Online seit 7425 Tagen
aktualisiert: 12. Dez, 12:22
... login

Suche

 

Aktuelle Beiträge

Diskreditierung
Warum die Studie eines Mannes schlecht sein soll, weil...
Edwar Wait - 12. Dez, 12:21
Na, wo ist die Kritik?...
Mir liegt die Studie aus dem Jahr 2003 ebenfalls vor,...
Edwar Wait - 12. Dez, 12:10
Sollen wir den Saft kaufen...
BITTE BEACHTEN: Ich habe die Geschichte zu Cellagon...
marcus_ 6. Nov, 13:53
Sollen wir den Saft kaufen...
BITTE BEACHTEN: Ich habe die Geschichte zu Cellagon...
marcus_ 6. Nov, 13:51
Der Saft, der uns die...
BITTE BEACHTEN: Ich habe die Geschichte zu Cellagon...
marcus_ 6. Nov, 13:50
Cellagon 2: Eine Studie...
BITTE BEACHTEN: Ich habe die Geschichte zu Cellagon...
marcus_ 6. Nov, 13:45
Wie Placebo wirklich...
Mit Gruß tom-ate
tom-ate - 21. Apr, 21:45

Credits